Leitbild Integration der Stadt Burgdorf

17 Obwohl das Gesundheitssystem in vielen Fällen gut funktioniert, bestehen für die Migrationsbevölkerung spezifische Risiken. Bei geflüchteten Menschen können Traumatisierungen, posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) und fehlende soziale Kontakte zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen. Auch der Aufenthaltsstatus hat Einfluss auf die Gesundheit: Schwierigkeiten bei der beruflichen und sozialen Integration, Perspektivlosigkeit, Angst vor einem Ausweisentzug oder der Rückkehr ins Herkunftsland wirken sich stark auf die psychische Gesundheit aus. Beschäftigungsmöglichkeiten sind deshalb auch für Asylsuchende und Nothilfebeziehende elementar. Bei Sans-Papiers kommt erschwerend hinzu, dass sie keinen direkten Zugang zum Gesundheitssystem in Anspruch nehmen können. Der Anteil der Arbeitnehmenden im Tieflohnsektor ist bei Personen mit Migrationsstatus erhöht. Viele Migrantinnen und Migranten sind an ihrem Arbeitsplatz gesundheitlichen Risiken ausgesetzt, namentlich einem erhöhten Unfallrisiko. Bei Einschränkungen auf dem Arbeitsmarkt aufgrund von Invalidität greift zudem das System der Invalidenversicherung bei Zugewanderten oft nicht. Auch sprachliche, soziale oder kulturelle Aspekte können Gründe für Zugangshindernisse und Versorgungsmängel sein: Die Sensibilisierung für Risikoverhaltensweisen, der Zugang zu Einrichtungen der Gesundheitsversorgung sowie die transkulturelle Gesundheitsförderung in tabubesetzten Themen wie der sexuellen und reproduktiven Gesundheit können durch Beratungsangebote unterstützt werden. In allen Bereichen kann der Einbezug von Schlüsselpersonen als interkulturelle Vermittelnde hilfreich sein. Armut als Gesundheitsrisiko trifft die Migrationsbevölkerung überproportional. Für ältere Migrantinnen und Migranten können weitere Faktoren hinzukommen: Mangelnde finanzielle Absicherung, zunehmende soziale Isolation, Sehnsucht nach der Heimat und fehlende oder rückläufige Sprachkenntnisse stellen spezifische Problemfelder dar. LEITSATZ Die Stadt Burgdorf setzt sich für gesunde Lebens- und Arbeitsbedingungen in ihrer Gemeinde ein. Der Zugang zu Informations-, Sensibilisierungs- und Unterstützungsangeboten in Bereichen der Gesundheitsförderung und der Suchtprävention soll für alle Bewohnerinnen und Bewohner von Burgdorf unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus und Alter gefördert werden. MASSNAHMEN Gesundheitsförderung und Prävention (12) Bildung des Netzwerks Migration (5) Einsatz von interkulturellen Dolmetschenden (6) Sans-Papiers Beratungsstelle (13) Wenn ich für eine Afghanin oder einen Afghanen bei einem Therapeuten dolmetsche, dann muss ich zuerst erklären, was ‘Therapie’ überhaupt heisst. Wir kennen das in Afghanistan nicht! Junger Mann aus Afghanistan, seit 5 Jahren in Burgdorf, F-Ausweis « » HANDLUNGSFELD Gesundheit

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