Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 03 - Herbst 2018
10 Stadt MAGAZIN Er ist wieder da, und eigentlich wäre dies Grund zur Freude. Doch nicht immer und überall stösst seine Anwesenheit auf Begeisterung. Die Rede ist vom Biber, einem Nagetier, das der heutigen Zivilisation unverfroren einen Spiegel vors Gesicht hält und deren Umweltsünden der Vergangenheit offenbart, wie es nur die Natur selbst kann. Im Oberburgscha- chen fühlt er sich wohl, errichtet Dämme und baut Burgen. Dies kann da und dort zu Problemen führen, deren Lösung jedoch möglich scheint, ohne den Biber aus dem Gebiet zu verdrängen. Ja, es besteht sogar ein grosses Chancenpotenzial. Vor wenigen Jahrzehnten noch ausgerottet, erobert sich ein putziger Nager nach und nach seinen Lebens- raum in Europa zurück: Entlang von Gewässern wer- den immer mehr Bibervorkommen registriert. Auch in der Schweiz, und seit wenigen Jahren sogar in der Gemeinde Burgdorf. Hier wurden erstmals im August 2013 im Naturschutzgebiet Oberburgschachen beim Grundbach, kurz bevor dieser in die Emme mündet, Aktivitäten beobachtet, die eindeutig auf die Existenz eines Bibers hinwiesen. Kein Wunder, dass er sich hier wohlfühlt: Der Bach läuft ruhig, das Nahrungsan- gebot für den Vegetarier ist reichhaltig, und es gibt genügend Holz, das er für den Bau von Dämmen und Burgen benötigt. Dass der Biber Ende des 20. Jahrhunderts in Europa nahezu ausgestorben war, hat er – wen wundert's – dem Menschen zu verdanken. Seit Menschengeden- ken wurde dem Tier nachgestellt, um sein Fleisch, das Fell sowie das vom Mittelalter bis ins 19. Jahr- hundert auf breiter Front medizinisch eingesetzte Drüsensekret Castoreum (Bibergeil) nutzen zu kön- nen. Von ursprünglich geschätzt etwa 100 Millionen Tieren blieben nur gerade noch etwa 1'000 Tiere übrig, welche sich auf wenige Standorte in Deutsch- land, Frankreich, Norwegen und Russland sowie der Mongolei und China verteilten. Dass der Biber nun wieder auf dem Vormarsch ist, ist seinem Schutz – in der Schweiz seit 1962 – und diversen Anstrengungen rund um die Wiederansiedlung zuzuschreiben. Al- leine in der Schweiz dürfte es derzeit wohl dreimal so Biber in Burgdorf Der Nager erobert sich Lebe Bild: Baudirektion Burgdorf Die Spuren sind eindeutig: Hier im Oberburgschachen waren Biber am Werk.
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