Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 03 - Herbst 2018
11 viele Tiere geben wie noch vor 100 Jahren verteilt auf ganz Eurasien. Hier findet er vor allem nördlich der Voralpen, vom Genfer- bis zum Bodensee, geeignete Lebensräume, die er äusserst aktiv bearbeitet und sich so zunutze macht. Die Nebenwirkungen Dies ist zwar schön und för- dert gerade in Auengebieten wie dem Oberburgschachen die Biodiversität, kann aber auch zu unerwünschten Ne- benwirkungen führen. Anders als bei seinem erstmaligen Auftritt im Sommer 2013 haben die Biber bereits ein Jahr darauf ein wesentlich heikleres Gebiet in Beschlag genommen: Unterhalb des Zusammen- schlusses vom Entlastungskanal des Biembachs mit dem Grundbach sowie noch weiter oben vor der Druckbrücke des Eisenbahntrasses. Hier greift er durch seine fleissige Bauaktivität in Systeme ein, die von Menschenhand geschaffen wurden, tangiert namentlich den Hochwasserschutz sowie die Bahnverbindung der BLS. Anders als noch zwei Jahre zuvor sah sich die Ge- meinde Burgdorf nunmehr gezwungen zugunsten des nsraum zurück Hochwasserschutzes gegen des Bibers Baufreudig- keit vorzugehen. Nach eingehenden Gesprächen mit zahlreichen Fachpersonen wurde im November 2015 unter Anleitung und Aufsicht der Biberfachstelle vom Bundesamt für Umwelt BAFU der von den Bibern er- richtete Damm im Grundbach maschinell abgebaut. Die BLS ihrerseits hat einige Bäume an kritischen Standorten nahe der Bahnlinie sicherheitshalber ge- fällt. Seither steht das Gebiet unter regelmässiger Beobachtung. Denn: «Wenn es ihm mal gefällt, dann bringt man ihn nicht weg», weiss Hans-Jörg Riesen, Leiter Tiefbau bei der Burgdorfer Baudirektion. Situation hat sich beruhigt Nachdem sie in den Jahren zuvor immer wieder aktiv und ihre Bauaktivitäten dann und wann sichtbar waren, zuletzt auch im Siedlungsgebiet beim Unter- lauf des Oberburgbachs, hat sich die Situation 2018 einigermassen beruhigt. «Unser Aufwand ist derzeit sehr gering», sagt Hans-Jörg Riesen. Doch als hätten sie's geahnt, dass sich das StadtMAGAZIN für sie inte- ressiert, wurde just Anfang November rund 200 Meter oberhalb der Lochbachbrü- cke im Oberburgschachen wieder ein Biberdamm er- richtet. «Wir lassen ihn ste- hen und beobachten, was passiert.» «Bei Eingriffen in den Le- bensraum der Biber geht es immer um die Frage der Verhältnismässigkeit», sagt Christof Angst, Leiter der Biberfachstelle des Bundes am Schweizerischen Zentrum für die Kartografie der Fauna (SZKF) in Neuenburg. Und beim Biber sei die Situation noch weit komplexer als beispielsweise im Zusammenhang mit Wölfen oder Bären: «Er legt die Finger schamlos auf Fehler, die wir in den vergange- nen Jahrzehnten beim Wasserbau gemacht haben. Denn oft ist nicht der Biber das Problem, sondern die Gewässer haben ein Problem.» Die Begradigung und Kanalisierung von Wasserläufen zu Gunsten von zu- sätzlicher Nutzfläche stellt sich oft als problematisch heraus. Durch Anpassungen im Gewässerschutz«Der Biber braucht uns nicht, aber wir brauchen den Biber. Wir sollten ihn als Partner sehen, der uns viel geben kann.» (Christoph Angst, Leiter der Biberfachstelle) Bild: Christof Angst, Biberfachstelle
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