Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 03 - Herbst 2018
12 Stadt MAGAZIN Als der Biber zum Fisch wurde Als Papst Gregor I. im Jahr 590 den Verzehr warm- blütiger Tiere während der Fastenzeit verboten hatte, wurden im Lauf der Jahrhunderte immer wieder Säugetiere und Vögel durch katholische Geistliche kurzerhand zu «Fischen» erklärt. So erging es neben dem Dachs und dem Otter auch dem Biber, dessen schuppiger Schwanz die Kirchenoberhäupter offenbar zur Überzeugung brachte, dass er den Fischen zuzuordnen sei. Und schliesslich lebt der Biber ja auch im und am Wasser... Sein Fleisch durfte fortan auch während des Fastens verzehrt werden. Eine Einschätzung, die der Biberpopulation schon damals nicht eben gut getan hat. gesetz soll das Wasser künftig wieder mehr Platz erhalten. Davon könnte nicht zuletzt auch die Biber population profitieren. Massnahmen genau abwägen Der Biber und sein Lebensraum geniessen in der Schweiz einen sehr hohen Schutz. Deshalb gilt es Massnahmen jeweils genau abzuwägen. Zwischen den Interessen von Landwirten, Wald- und Liegen- schaftsbesitzern sowie dem Interesse der Umwelt. Ohne gewisse Einschränkun- gen gegenseitig in Kauf zu nehmen gehe es nicht, sind sich Christoph Angst und Hans-Jörg Riesen einig. Aber die meisten Probleme liessen sich präventiv lösen. Etwa durch Massnahmen, welche unlängst die SBB für das ge- samte Schweizer Bahnnetz ergriffen hat. So wurde beispielsweise abgeklärt wo die sensiblen Stellen lie- gen, wo ein Konfliktpotential besteht, bis zu welcher Höhe ein Biberdamm toleriert und wie mit einem Grabschutz in Form von ins Erdreich eingebrachten Gittern der Bau von Burgen an neuralgischen Stellen verhindert werden kann. Zum Beispiel: Bayern Ein Blick über die Landesgrenzen hinweg zeigt, dass der Biber seine Existenz auch neben den humanen In- teressen aufrechterhalten und seinen Lebensraum zurückerobern kann. Dort wohnt er mittlerweile sogar im städtischen Gebiet wie zum Beispiel mitten in der Isar auf der Museumsinsel in München, besonders häufig jedoch an der Donau mit ihren ruhigen Neben- flüssen. Der Bestand wird im südlichen Bundesland auf derzeit etwa 20'000 Tiere geschätzt, welche in rund 5'500 Revieren leben. Ummöglichen Konflikten zuvor zu kommen und wenn nötig diese zu beseitigen, gibt es in Bayern rund 500 ehrenamtliche Biberberater sowie 2 so genannte Bi- ber-Manager. Jährlich werden sogar über 1'000 Tiere mit Erlaubnis der Behörden getötet, was gemäss Christof Angst der Entwicklung der Gesamtpopulation nicht schadet. Die Zahl der Tiere ist trotzdem zuneh- mend. «Die Erfahrung zeigt uns, dass Biber nach maximal 12 Monaten wieder da sind, nachdem sie beseitigt oder umgesiedelt wurden. In ihren Genen ist seit 15 Millionen Jahren verankert, wo es sich am besten stauen lässt.» Diverse anstehende Gesetzesrevisionen, allen voran jene des Gewässerschutzes und der Jagd, könnten bereits in naher Zukunft dazu führen, dass die Ver- breitung des Bibers in der Schweiz ähnlich voran- schreitet wie bei unseren nördlichen Nachbarn. Gemäss einer vom Parlament angenommenen Stan- desinitiative des Kantons Thurgau wäre es künftig auch möglich, dass nicht nur landwirtschaftliche Schäden sondern auch Schäden an der Infrastruktur «Grundsätzlich haben wir Freude am Biber und stehen ihm offen gegenüber. Aber nicht uneingeschränkt. Alles hat seine Grenzen.» (Hans-Jörg Riesen, Leiter Tiefbau) Der Biber hat ganze Arbeit geleistet und einen Stamm quer über den Oberburgbach zu Fall gebracht. Bild: Baudirektion Burgdorf
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