Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 02 - Sommer 2020

29 nicht durchgeführt. Warum dies so war, lässt sich nicht einwandfrei nachvollziehen. Ein Jahr später wurde sie wieder verschoben, im Oktober dann aber doch abgehalten. Absagen 1918 und 1920 Während des ersten Weltkriegs 1914–1918 war vielen nicht zum Feiern zumute. Zudem gab es für die tradi- tionellen «Kadettenmanöver» keine Munition mehr. Auch das Geld für Kostüme und Blumenschmuck war knapp. Der Gemeinderat wollte schon 1917 aus ökono- mischen Gründen auf die Solennität verzichten. Doch die Bevölkerung setzte sich zur Wehr, sammelte Geld und Kleidungsstücke, um allen Kindern die Teilnahme zu ermöglichen. Dasselbe Spiel ein Jahr später: Die Behörden hielten die Durchführung angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation mit kriegsbe- dingten Versorgungsengpässen für unangebracht. Wiederum gab der Gemeinderat schliesslich demWil- len der Bevölkerung, die Unterschriften für die Durch- führung sammelte, nach und setzte das Datum auf den 25. August 1918 fest. Doch es kam ganz anders. Die neuartige, von Solda- ten eingeschleppte Spanische Grippe rollte in mehre- ren Wellen von Westen her über das ganze Land und forderte viele Opfer. Wegen der sehr grossen Anste- ckungsgefahr wurden im Kanton Bern alle Men- ten schenansammlungen, Kulturanlässe, Gottesdienste und der Wirtshausbetrieb strikte verboten. Ähnlich verhielt es sich zwei Jahre später. Im Frühling 1920 gab es eine ausgeprägte Grippewelle, aber vor allem die wieder einmal auftretende Maul- und Klau- enseuche gab den Anstoss für die Absage der Solen- nität. Die Regierung des Kantons Bern verbot Volksansammlungen und gab dem Burgdorfer Ge- such, die Solennität trotzdem durchführen zu dürfen, nicht statt. Turbulenzen während der Kriegsjahre Kriegszeit war nicht die Zeit, um Feste zu feiern. Der zweite Weltkrieg tobte und hatte Europa fest im Griff. Am 10. Mai 1940 wurden mit der zweiten Generalmo- bilmachung zusätzliche 700’000 Schweizer Wehrmän- ner einberufen. Die Schweiz war in Alarmbereitschaft, denn die Deutschen waren soeben in Holland und Bel- gien einmarschiert. Die Solätte 1940 wurde abgesagt, aber die «Solättepfennige» wurden trotzdem verteilt und der Schulunterricht am Vormittag etwas feierli- cher gestaltet. Am Nachmittag gab’s immerhin schul- frei, und ein paar Klassen nutzten die Gelegenheit für einen kleinen Bummel durch die Stadt. Auch in den weiteren Kriegsjahren wurde die Solenni- tät den Umständen angepasst. Denn auf einem be- links: Stadtmusik Burgdorf | rechts: Solennität 1915

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