Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2022

9 das Mittagessen zubereitet wird. Vom gemeinsamen Aufenthaltsraum, in dessen Mitte der grosse Esstisch steht, gelangt man über eine Terrassentür barrierefrei in den Garten. Um die bis zu zwölf Tagesgäste kümmern sich neben der ausgebildeten Aktivierungsfachfrau Medea Kaufmann fünf Mitarbeitende des Zentrums Schlossmatt, welche zum Teil auch Aufgaben auf den Abteilungen für die stationären Bewohnerinnen und Bewohner innehaben. Wichtig für die Tagesgäste sei eine möglichst umfangreiche Selbständigkeit und Autonomie in der Gestaltung des Tagesablaufs – so, wie sie es auch von zu Hause her kennen. «Wir bieten mit unseren Aktivitäten den Rahmen, aber die Gäste müssen nichts, sie dürfen vielmehr teilnehmen, wenn sie dies wünschen.» Auch beim gemeinsamen Kochen werden Wünsche in Bezug auf den Speiseplan wann immer möglich berücksichtigt. Im Tageszentrum achtet man besonderem Masse auf die Ressourcen und Fähigkeiten der Gäste: «Wir arbeiten gezielt Angebote aus, die unseren Tagesgästen entsprechen», erklärt Medea Kaufmann. Dazu gehören auch generationenübergreifende Begegnungen, etwa mit kleinen Kindern, welche dank der heimeigenen Kita «Schloss Stern» ermöglicht werden können. Verborgene Talente fördern Nicht selten kommen im Tagesablauf auch verborgene Talente der Gäste zum Vorschein. Medea Kaufmann weiss von einemBesucher, der imTageszentrum eine wohlschmeckende Salatsauce kreiert hat. Seine Frau wusste von diesem Koch-Talent nichts und sei darüber sehr erstaunt gewesen. «Solche Vorkommnisse können dazu führen, dass die Angehörigen ihren Liebsten wieder mehr Dinge zutrauen.» Zudem gebe es dank der Aufenthalte in einer anderen Umgebung auch wieder Themen für neuen Gesprächsstoff in den eigenen vier Wänden. Um derlei Fähigkeiten und andere Begebenheiten zu kommunizieren, erhalten die Angehörigen jeweils am Ende des Tages Rückmeldungen des Betreuungspersonals in mündlicher oder schriftlicher Form. Auch besteht die Möglichkeit zu Gesprächen und Beratungen. Keine Angst vor dem Heimeintritt Aufenthalte als Tagesgast in einer Pflegeeinrichtung können auch dazu dienen, um Schwellenängste abzubauen. Diese können durchaus beidseits vorhanden sein, also bei den Pflegebedürftigen wie auch bei deren Angehörigen. «Bei uns erfahren die Gäste, dass sie mit ihren Beschwerden nicht allein sind», betont Medea Kaufmann. Also kann mit diesem Angebot auch ein sanftes Herantasten an eine stationäre Betreuung erreicht werden. Auch weil dann und wann einzelne Übernachtungen möglich sind. Das schafft Vertrauen. Und unter Umständen lassen sich mit den Angeboten für Tagesaufenthalte auch Heimeintritte hinauszögern. Dies bedinge jedoch eine frühzeitige Annäherung: «Es gibt Menschen, die kommen erst spät auf die Idee ein Tagesangebot zu nutzen, und so bleiben ihnen als Tagesgast dann oftmals nur noch ein paar Monate.» «Wir achten auf die Ressourcen unserer Tagesgäste und arbeiten auf dieser Grundlage gezielt Angebote für sie aus.» Medea Kaufmann, Leiterin Tageszentrum ung auf Zeit Im umgebauten Tageszentrum vom Zentrum Schlossmatt gibt es nun einen eigenen Aktivierungsraum

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