Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 02 - Sommer 2023

25 Platz für möglichst viel Wohn- oder Gewerberaum zu nutzen. Auch unterirdische Einstellhallen, welche natürlich eine Versickerung auf ihrer Fläche verunmöglichen werden dadurch zum Streitpunkt. «Es gilt die Vorgaben verhältnismässig und mit vernünftigem Augenmass umzusetzen», sagt Hans-Jörg Riesen. Ziel sei es letztlich, einen Siedlungsraum zu gestalten, der die Herausforderungen des Klimawandels bewältigen könne. Burgdorf war diesbezüglich nicht untätig. Mit vier unterirdischen Regenbecken auf Stadtgebiet können Millionen von Litern Wasser zurückgehalten und gedrosselt ins Abwassersystem geleitet werden, bevor dieses kollabiert. Zudem werden bei neuralgischen, tief gelegenen Punkten, wie etwa dem Mühleplatz in der Unterstadt, die Abflusskapazitäten gezielt ausgebaut. Konzept «Schwammstadt»: Mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein Eine nachhaltige Lösung zur Nutzung des Regenwassers umfasst das zur Zeit in grösseren Städten viel diskutierte Konzept der «Schwammstadt». Schon heute leiden viele unserer Städte und Agglomerationen unter sommerlicher Hitze, Wasserknappheit in längeren Trockenphasen und Überschwemmungen bei Starkregen. Gemäss den Klimaszenarien werden Hitzewellen, anhaltende Trockenheit im Sommer – aber auch Starkregen – bereits in den kommenden Jahrzehnten wesentlich häufiger und intensiver. Im Status quo ist die Schweiz ungenügend an die Auswirkungen des Klimawandels angepasst: Asphalt, Beton, Stahl und Glas heizen Strassen und Gebäude im Sommer unnötig auf. Das Konzept «Schwammstadt» ist bestechend einfach und bringt die Themen Klimaanpassung, Naturgefahrenprävention, Biodiversität und Lebensqualität unter einen Hut: Urbane Räume sollen ähnlich einem Schwamm möglichst viel Wasser aufnehmen und zwischenspeichern können, damit dieses während Trockenperioden für die Pflanzen zur Verfügung steht und über Verdunstung die Umgebungsluft abkühlt. Der Effekt gleicht einer «natürlichen Klimaanlage für die Strassen» und ist deshalb ein Schlüssel der modernen Stadtplanung zur Bekämpfung von Hitzeinseln. Und dafür braucht es vermehrt gezielt eingeplante Sickerflächen. Bäume für angenehmeres Klima Die höchste Verdunstungsleistung und damit kühlende Wirkung erreichen grosse Bäume. Eine ausreichende Versorgung mit Wasser vorausgesetzt, haben sie bei hohen Temperaturen einen regulierenden Kühleffekt. Ein Kernelelement der «Schwammstadt» sind deshalb sickerfähige Flächen und viel Freiraum im Untergrund für den Wasserrückhalt sowie die Wurzeln grosser Stadtbäume. Auch in Burgdorf achten die zuständigen Behörden darauf, dass diese natürliche Klimatisierung zum Zug kommen kann. So versucht man, auch bei Umgestaltungen von Strassenräumen dem Asphalt etwas Grünfläche abzuringen und wo immer möglich eine speichernde Bodenstruktur und Bepflanzung zu realisieren. Und auch bei der Wahl von Belägen wird auf deren Sickerfähigkeit geachtet. Eine anstehende neue Pflästerung in der Altstadt würde deshalb bestimmt auch deren Wasserdurchlässigkeit berücksichtigen.

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