Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2024

9 dtgebiet ten. Diese Reflektion des eigenen Handelns hinsichtlich der Auswirkungen auf den Lebensraum ist eine kulturelle Errungenschaft, die das Überleben unserer Spezies seither über viele Jahrtausende leitete. Heute, so scheint es, muss sich die Menschheit diese Fähigkeit dringend wieder aneignen… Klimaschutz und Klima-Anpassung Die Geschichte der Menschheit ist nicht in erster Linie eine evolutionäre Abfolge von Anpassung an sich wandelnde Umweltbedingungen. Vielmehr ist sie eine Geschichte der bewussten Gestaltung der Umwelt. Und auch heute und in Zukunft geht es nicht allein um die unvermeidbare Adaption an die aktuelle Klimarealität, sondern um bewusste, individuelle und gemeinschaftliche Entscheide, wie das Klima wirksam geschützt und damit unser natürlicher Lebensraum erhalten werden kann. Der nun vorliegende Teil der Burgdorfer Klimastrategie behandelt den Bereich des Klimaschutzes und definiert die konkreten Handlungsfelder zur Erreichung der Klimaneutralität. Die strategischen Leitplanken zur Anpassung an die bereits wirksamen Konsequenzen des Klimawandels werden davon gesondert noch erarbeitet. Emissionsreduktion steht im Vordergrund Zum Erreichen des Netto-Null-Ziels müssen vermeidbare Emissionen in der Stadtverwaltung und in stadtnahen Betrieben bis 2030 und im ganzen Stadtgebiet bis 2050 möglichst vollständig eliminiert werden. Die Stadt Burgdorf fokussiert dazu zunächst auf Emissionen in der Verwaltung sowie in Betrieben, an denen sie eine Mehrheitsbeteiligung hält. Sie unterstützt aber auch Private und Unternehmen bei der Emissionsminderung. Hier besteht in Burgdorf genau wie in den meisten industrialisierten Teilen der Welt enormes Handlungspotenzial. Burgdorf hatte im Jahr 2021 einen Energiebedarf von Total 563.6 GWh (Gigawattstunden Primärenergie). Bei 16‘578 Einwohnenden entsprach dies einem Endenergiebedarf von 29.2 MWh pro Einwohnerin und Einwohner. Mit fast 60% entfällt der grösste Anteil auf die Wärmeerzeugung. Die Mobilität hat mit 108.9 GWh einen Anteil von 22.5 % am Endenergiebedarf, wobei der Strassenverkehr mit 87.8 GWh den grössten Teil ausmacht. Rund zwei Drittel des gesamten Energiebedarfs werden noch immer mit fossilen Energieträgern, also Erdöl und Erdgas, abgedeckt. So stammen fast 80% der verbrauchten Wärme aus Erdöl und Erdgas und lediglich 21% aus erneuerbaren Quellen. Auch bei der Mobilität stecken wir noch tief im «fossilen Zeitalter». Nur gerade 1.3% der in Burgdorf immatrikulierten Fahrzeuge fahren elektrisch. Aufgrund des noch hohen Anteils fossiler Energieträger betrugen die energiebedingten CO2-Emissionen in Burgdorf 102‘600 Tonnen. Rund 58% verursachte die Wärmeerzeugung und etwa 40% der Verkehr. Burgdorf verfügt über das Potenzial, den Wärmebedarf bis 2050 zu 100% mit lokalen erneuerbaren Energiequellen zu decken. Aus der Klimastrategie Burgdorf Zukunftsbilder einer klimaneutralen Stadt Zur Illustration einer klimaneutralen Stadt haben Absolventinnen der Zürcher Hochschule der Künste Zukunftsbilder entworfen. Sie veranschaulichen die vielen verschiedenen Faktoren, die für das Netto-Null Ziel eine Rolle spielen. Von der lokalen Nahrungsmittelproduktion, über die Stromproduktion bis zur Steigerung des Langsamverkehrs.

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