Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 03 - Herbst 2024

10 man im Stau und das ganze Dorf leidet unter der Blechlawine. «Die Sanierung der Ortsdurchfahrt ist bei uns schon lange ein grosses Thema. Es braucht dringend eine Verbesserung der Verkehrssicherheit zum Wohle unserer Bevölkerung», bestätigt Daniel Wenger. Leider seien die für die Umsetzung zuständigen kantonalen Behörden bei der Ausgestaltung des Projekts im Verzug. Geplant sei jedoch weiterhin, dass die neue Ortsdurchfahrt bis 2028 realisiert werde. Die Post, die Beizen und die Einkaufsläden Wie in vielen Dörfern in der Region, ist auch in Hindelbank die Erhaltung des Freizeit-, Gastronomie und Einkaufsangebots vor Ort eine grosse Herausforderung. Und weil die Mehrheit der Bevölkerung ausserhalb des Dorfs arbeitet, werden die Einkäufe eben auch oft dort getätigt. «Als Gemeinde können wir lediglich versuchen, für Läden oder Beizen gute Voraussetzungen zu schaffen», erklärt Daniel Wenger. Aber wenn beispielsweise die Poststelle geschlossen werde und sich kein geeigneter Partner für eine Filiale finden lasse, könne man als Gemeinde wenig ausrichten. Statt einer Filiale betreibt die Post nun in Hindelbank einen Hausservice. Dabei können Privat- und Geschäftskunden von Montag bis Freitag an der Haustüre Briefe verschicken, Pakete aufgeben, Briefmarken bestellen, Bargeld beziehen und sogar ihre Rechnungen bezahlen. Auch in Sachen Einkaufen hat sich in Hindelbank ein ähnliches Angebot erhalten, wie in vielen vergleichbaren Gemeinden. Volg, die Landi, Bäckerei und Metzgerei sowie einige Spezialitätengeschäfte sind hier und decken den alltäglichen Bedarf ab. Und mit der Krone, dem Bahnhöfli, dem Café Füürio gleich beim Gemeindehaus sowie der Traube in Schleumen ist noch für etwas kulinarische Vielfalt im Ort gesorgt. Der Ort mit dem Frauengefängnis Nationale Berühmtheit erlangte Hindelbank durch die einzige Justizvollzugsanstalt (JVA) für Frauen in der deutschsprachigen Schweiz. «Die JVA gehört ganz selbstverständlich zu unserem Dorf und das Verhältnis zu dieser nicht gerade alltäglichen Institution ist absolut entspannt», sagt Daniel Wenger. Eigentlich ist das ursprüngliche Gebäude, das heute die Verwaltung der JVA beherbergt, ein Schloss aus dem frühen 18. Jahrhundert. Bauen liess es von 1720 bis 1725 kein geringerer als Hieronymus von Erlach, der dazumal Berner Ratsmitglied und als Schultheiss zum Oberhaupt von Stadt und Republik Bern erkoren wurde. Für den Standort Hindelbank entschied er sich wohl wegen der Nähe zur Hauptstadt, in die er sich seines Amtes wegen fast täglich kutschieren lassen musste. Das Schloss diente der Patrizierfamilie von Erlach in der Folge über mehrere Generationen hinweg als standesgemässer Landsitz, der vor allem zur Sommerzeit bewohnt wurde. Mit dem Untergang des «ancien régime» und im Zuge der liberalen Bewegung Mitte des 19. Jahrhunderts schwanden die Macht und die finanziellen Mittel der alten Patrizierfamilien. Es war schliesslich Ludwig Robert von Erlach, der sein Schloss 1866 für 80‘000 Franken an den Staat Bern verkaufte. Dieser betrieb darin während 30 Jahren eine staatliche Armen- und Verpflegungsanstalt für Frauen. Diese Bezeichnung klingt indes menschlicher, als das Leben darin wohl war. Armut war damals ein Begriff, der durchaus auch eine nicht genehme Lebensweise beschreiben konnte. Quasi folgerichtig wurde die Institution in eine «Weiberarbeitsanstalt» umgewandelt, die für administrativ Internierte vorgesehen war. Ab 1911 wurde die Arbeitsanstalt mit einer Strafanstalt unter dem gleichen Dach ergänzt. Ab diesem Zeitpunkt wurden in Hindelbank nebst den administrativ «Versorgten» auch verurteilte Straftäterinnen untergebracht. Im Verlauf der letzten 60 Jahre entstanden viele Neubauten auf dem Areal: Wohn- und Arbeitsräume, Daniel Wenger, Gemeinderatspräsident

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