26 Abstimmungen und freie Wahlen sind mächtige Instrumente der Demokratie. Sie geben uns die Möglichkeit und die Verantwortung, wichtige Fragen, welche die Gemeinschaft in Gemeinde, Kanton und Staat betreffen, nach dem Mehrheitsprinzip zu entscheiden. Für dieses Recht haben Generationen unserer Vorfahren gekämpft. Deshalb: Wenn die Demokratie ruft, tun wir gut daran, diesem Ruf zu folgen und unsere Meinung kund zu tun. Die Mehrheit der Weltbevölkerung hat zu politischen und gesellschaftlichen Fragen in ihren Ländern nichts oder nur wenig zu sagen. Die Menschen leben entweder in Diktaturen oder «Schein-Demokratien», in denen kaum legitimierte Machteliten mehr oder weniger autoritär bestimmen. Die Schweiz gehört zu den Ländern, welche die Selbstbestimmung des Volkes hoch halten und als zentralen kulturellen Wert des Zusammenlebens definieren. Das war indes auch hier nicht immer so. Das Recht auf Selbstbestimmung wurde hart erstritten. Gerechte Volksvertretung im Stadtrat Vor etwas mehr als 100 Jahren wurde in Burgdorf der erste 40-köpfige Stadtrat gewählt und damit eine breiter abgestützte Vertretung der gesamten (männlichen) Bevölkerung angestrebt. Bis dahin gab es als parlamentarische Vertretung lediglich einen 13-köpfigen, bürgerlich-liberal geprägten Gemeinderat. Dazu die in der Regel zweimal jährlich stattfindenden Gemeindeversammlungen. An diesen Versammlungen nahmen manchmal bis zu 400 stimmberechtigte Männer teil, die allesamt unbeschränktes Rederecht genossen. So wurde es immer schwieriger, innert nützlicher Frist zu Entscheiden zu kommen. Doch nicht nur diese organisatorische Schwierigkeit führte 1920 zur Einführung des Stadtparlaments bei gleichzeitiger Abschaffung der Gemeindeversammlung. Unter dem Druck der sich politisch formierenden Arbeiterschaft drängte sich die Einführung einer im Proporzverfahren und damit anteilsmässig gewählten Volksvertretung auf. Dies war der eigentliche Beginn der Bildung von ideologisch geprägten politischen Blocks, wie sie sich noch heute in den Parlamenten manchmal kompromisslos gegenüberstehen. Die Frage der Meinungsbildung Zu jener Zeit gab es weder Gratiszeitungen noch Websites, Instagram oder Kurznachrichtendienste. Deshalb luden vor der Einführung des Stadtparlaments und im Vorfeld der Gemeindeversammlungen jeweils Vereine und Interessenverbände die Bevölkerung zu grossen Versammlungen ein. Dort wurde, oft im Casino-Saal, ausgiebig diskutiert, erläutert und am Schluss wurden Gemeindewahlen 2024 Wenn die Demokratie ruft
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