29 Anfänge des Journalismus in Burgdorf Die Ursprünge der Burgdorfer Zeitungen reichen zurück bis in die turbulenten Jahre des frühen 19. Jahrhunderts, als der politische Umbruch im Kanton Bern eine liberale Verfassung hervorbrachte. In diesem Kontext gründeten die Brüder Karl und Johann Schnell im Jahr 1831 den «Berner Volksfreund», die erste Zeitung Burgdorfs. Sie engagierten den Drucker Carl Langlois und kauften eine Druckerpresse. Um die obrigkeitliche Zensur zu umgehen, wurde die Zeitung vorerst in Solothurn gedruckt. Erst nach der Annahme der liberalen Verfassung verlegten sie die Druckerei im Herbst 1831 nach Burgdorf. Das Blatt wechselte im Laufe der Jahre mehrfach den Namen. Ab 1846 erschien sie als «Berner Volkszeitung», ab 1847 bis 1875 als «Emmenthaler Bote». Später kehrte ungsgeschichte man zum ursprünglichen Namen zurück, bevor die Zeitung im Jahr 1911 zum «Burgdorfer Tagblatt» umbenannt wurde. Dieses wurde sechsmal wöchentlich gedruckt und trug zunächst den Untertitel «Organ der Freisinnigen des Emmentals und des Oberaargaus». Das goldene Zeitalter der Zeitungen Im Laufe des 19. Jahrhunderts erlebte der Zeitungsmarkt in der Schweiz, wie in vielen Teilen Europas, einen Boom. Neue Drucktechnologien, die zunehmende Alphabetisierung der Bevölkerung und die wachsende Bedeutung der bürgerlichen Öffentlichkeit führten zu einem regelrechten Zeitungsfieber. Während Zeitungen zunächst vor allem in städtischen Zentren wie Zürich, Basel und Bern erschienen, gründeten auch kleinere Städte ihre eigenen Blätter. In der Schweiz war die Pressefreiheit seit der Bundesverfassung von 1848 garantiert, was zur Gründung zahlreicher politischer und regionaler Publikationen führte. Die Zeitungen spielten rasch eine zentrale Rolle in der politischen Meinungsbildung und waren Sprachrohre der verschiedenen politischen Lager. Das «Burgdorfer Tagblatt» war in dieser Zeit ein wichtiges Medium für die liberalen Kreise und bot Berichterstattung über lokale und nationale Ereignisse. Höhepunkte und Herausforderungen Mit der Gründung einer Aktiengesellschaft im Jahr 1911 wurde das «Burgdorfer Tagblatt» weiter professionalisiert. Die Zeitung erschien nun von Montag bis Samstag und versorgte die Region mit Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport. Besonders der Sportteil und der Veranstaltungskalender gewannen im Laufe der Jahrzehnte an Bedeutung. Doch im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde der Druck auf die Lokalzeitungen immer grösser. Die steigenden Produktionskosten und der zunehmende Wettbewerb durch andere Medien wie Radio und Fernsehen setzten die Verlage unter Druck. Dies führte zu einer Welle von Fusionen und Übernahmen. Auch das «Burgdorfer Tagblatt» blieb von dieser Entwicklung nicht verschont. 1990 übernahm die Berner Zeitung die operative Führung, um die Zeitung wirtschaftlich zu stabilisieren. Doch der Erfolg war nur von kurzer Dauer. Was heute selbstverständlich ist, war 1954 noch anders. Inserat für einen Kühlschrank im «Burgdorfer Tagblatt». Gedruckte Zeitungen verlieren mehr und mehr an Wichtigkeit und Auflage. Rechts die Titelseite der ersten Ausgabe vom «Berner Volksfreund», Vorläufer des «Burgdorfer Tagblatts».
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