4 Wo bis vor ein paar Jahren der Bahnhof Steinhof stand, wird derzeit eine neue Überbauung gebaut. Möglich wurde dies, weil der Bahnhof um etwa 250 Meter Richtung Oberburg versetzt wurde und damit ein rund 8‘000 Quadratmeter grosses Areal neu genutzt werden konnte. Die neue Überbauung ist Teil einer umfassenden Transformation dieses äusserst geschichtsträchtigen Stücks Burgdorf. Schon vor ziemlich genau 125 Jahren gab es im Steinhof-Areal eine ausserordentliche und gross angelegte Bautätigkeit. Franz Schnell-Drees, Sohn des sehr vermögenden Franz Jakob Schnell und Teilhaber des erfolgreichen Schnell´schen Handelshauses, hatte sich in den Kopf gesetzt, eine top-moderne Brauerei zu bauen. Nicht wie die anderen bereits bestehenden Burgdorfer Bierbrauereien, sondern einen Grossbetrieb, angetrieben von zwei kräftigen Dampfmaschinen. Die Dampfbrauerei sollte sich auf die Herstellung und den Export des lichten Wiener Biers, welches an der Pariser Weltausstellung 1867 ausgezeichnet und hoch gelobt wurde, konzentrieren. Da der Familie Schnell nicht nur Häuser in der Oberstadt, sondern auch grosse Domänen an der äusseren Bernstrasse, im Hofgut und das Gebiet des Steinhof gehörten, wurde die Fabrik eben dort errichtet. Das Steinhofbier erfreute sich über die Landesgrenzen hinweg grosser Beliebtheit. Und bald produzierte man viel mehr, als ursprünglich vorgesehen war. Doch der junge Franz Schnell hatte sich, wie sich etwas später zeigen sollte, mit seiner Investition finanziell übernommen. Luxuriöser Lebensstil in der Villa Schnell Nur einen Steinwurf von seiner Brauerei entfernt, hatte sich Franz Schnell im Hofgut schon ein paar Jahre zuvor eine prächtige Villa mit einem weitläufigen englischen Park, Gärtnerhaus und später einer eigenen Reitschule für seine edlen Pferde bauen lassen. Hier zelebrierte er zusammen mit seiner aus gutem deutschen Hause stammenden Ehefrau Charlotte Drees den Lebensstil eines Mannes von Welt. Noch heute zeugt die hinter Mauern und Bäumen sichtgeschützte Villa von einstigem bourgeoisen Glanz. Hier traf sich die feine Burgdorfer Gesellschaft, lauschte Musikern und Dichtern und genoss den wirtschaftlichen Aufschwung jener Jahre. Doch die Geschichte des Franz Schnell nahm nach einigen Jahren des Erfolgs ein jähes Ende. Die Schuldenlast war erdrückend und er konnte die Brauerei nicht halten, auch wenn man ihm offenbar immer wieder nahegelegt hatte, dass er einen etwas sparsameren Lebensstil pflegen solle. Er starb 1888 und über seinen Überbauung Steinhof Ein Areal wird zum lebendig
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