Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 02 - Sommer 2025

25 Transformation fend messen. «Wir wissen zu jeder Zeit, wann ein Container geleert werden muss und sparen dadurch rund 20 Prozent Fahrkilometer ein», erklärt Andreas Rössler, Digital Officer der Stadt Burgdorf. «Das System misst die Füllstände der derzeit 28 Unterflurcontainer und berechnet daraus eine optimierte Fahrroute für den Abtransport des Kehrichts.» Entwickelt wurde diese Anwendung übrigens in Zusammenarbeit mit der ETH, der Berner Fachhochschule und einem privaten Technologieunternehmen. Die Stadt, als Anwendungspartner dieses Pilot-Projektes, konnte sich so eine massgeschneiderte, auf Burgdorfer Verhältnisse angepasste Lösung erarbeiten lassen. Künftig wird es möglich sein, auch andere Abfallarten wie Glas und Blech nach diesem Prinzip zu verarbeiten. Aufschlussreiche Klima-Sensoren Ebenfalls auf der flexiblen IoT-Plattform aufgebaut wurde die Messung von spezifischen Klimadaten, die Aufschluss über das Zusammenspiel von Wind und Temperaturabkühlung geben soll. Konkret wird die Frage untersucht, wie und ob der abendliche «Emmeluft» im dichten Siedlungsgebiet für Abkühlung sorgen kann, um die Sommerhitze zu mildern. Sensoren an verschiedenen Stellen messen, wo der Wind das Stadtklima kühlt und wo nicht. Daraus lassen sich in Zeiten des Klimawandels und seiner Folgen wichtige Rückschlüsse für die Stadtentwicklung ziehen. Etwa wenn es um die Platzierung und Ausrichtung von grösseren Gebäuden geht. Glatteis und Hochwasser Aktuell müssen Mitarbeitende des Winterdienstes in kalten Nächten ausrücken, um neuralgische Stellen auf Strassenglätte zu prüfen. In Zukunft übernehmen diese Überwachung spezielle Sensoren, welche die Oberflächentemperatur der Strasse, die Lufttemperatur sowie die Luftfeuchtigkeit messen und den Taupunkt berechnen. Dies gibt Aufschluss über die Glatteisgefahr und schafft eine Entscheidungshilfe für den Einsatz der Salzstreuer. Auch im Hochwasserschutz macht sich die IoT-Plattform nützlich. Anhand der Messung des Pegelstandes von Oberburg- und Heimiswilbach ermittelt das System die Durchflussmenge der beiden Gewässer. Zusammen mit den Messdaten der Emme, die das Bundesamt für Umwelt (BAFU) bereitstellt, ergibt sich daraus eine exakte Einschätzung des Hochwasserrisikos, die ab definierten Werten automatisch einen Alarm bei den zuständigen Stellen auslöst. Vollumfängliche Datenhoheit bei der Stadt Gegen 100 Sensoren liefern derzeit Messdaten in unterschiedlichen Anwendungsgebieten. In Zukunft sind noch viele weitere Einsatzbereiche denkbar und wünschenswert. Umso wichtiger ist es gemäss Andreas Rössler, dass die Stadt unbeschränkten Zugriff auf die gemessenen Daten und ihre Weiterverarbeitung hat. «Wir haben diesen unabhängigen Weg gewählt, um die Plattform wirksam und flexibel ausbauen zu können. Ziel ist es, mit digitaler Technologie echten Mehrwert zu schaffen. Dafür brauchen wir die Möglichkeit, das System und die angereicherten Daten selbständig und in vollem Umfang einsetzen zu können», erklärt er. Die digitale Transformation, wie sie heute in Gemeinden rege diskutiert wird, darf nicht bei der reinen Digitalisierung des Bestehenden stehenbleiben. Sie soll helfen, Ressourcen gezielter einzusetzen, Doppelspurigkeiten abzubauen, fundiertere Entscheidungsgrundlagen zu schaffen und bürgerfreundliche sowie effiziente Dienstleistungen bereitzustellen. Und sie soll den Menschen Zeit für all das (Zwischen) menschliche verschaffen, das die Maschinen eben nicht können.

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