Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 02 - Sommer 2025

5 ziert werden. Doch diesmal setzte die allgemeine Rezession der 1990er Jahre dem Projekt ein jähes Ende. Die Alterssiedlung wurde nicht gebaut. Stattdessen gab es einige Zwischennutzungen, während der Zustand des altehrwürdigen Gebäudes immer maroder wurde. Dabei ist die Villa Schmid eindrücklicher Zeuge einer für Burgdorf wichtigen und noch heute wirksamen Epoche: Das durch die Eisenbahn beflügelte Zeitalter der Industrialisierung. Schmid Ein stolzes Zeugnis der Burgdorfer Industriegeschichte Die Gebrüder Schmid aus Eriswil gehörten zu den führenden Industriepionieren des Emmentals. Als in den 1850er Jahren klar wurde, dass Burgdorf Anschluss an die Eisenbahnlinie Bern-Olten erhalten würde, eröffneten die Schmids eine Filiale in Burgdorf. Sie folgten damit der ebenfalls in der Textilbranche tätigen und befreundeten Familie Miescher, die von Walkringen nach Burgdorf gezogen war und hier eine moderne Flachsspinnerei betrieb. Nachdem die Eisenbahnlinie und der Bahnhof eröffnet wurden, liess sich Rudolf Schmid eine repräsentative Fabrikantenvilla mit Blick auf die Gleise und gleich neben seinen Fabrikgebäuden errichten. Der gewählte Standort hat geradezu symbolische Kraft und bringt die unternehmerische Aufbruchstimmung, welche die Bahn mit sich brachte, zum Ausdruck. Das Umfeld der Villa Schmid verkörpert geradezu exemplarisch den Übergang von der gewerblichen zur industriellen Epoche. Unterstrichen wird dies zusätzlich durch die architektonische Gestaltung der Villa, die im Volksmund schon bald den Namen «Schlössli» erhielt. Leicht erhöht, auf einer Aufschüttung thronend mit Blick auf die dampfende Schlagader des industriellen Fortschritts. Entworfen von damaligen Stararchitekten Kein geringerer als der französisch-schweizerische Architekt Horace Edouard Davinet hat für Rudolf Villa Schmid mit Park, um 1910 | Foto Bechstein © Burgergemeinde Burgdorf ©Marti Gesamtleistungen AG

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=