Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2018

11 unterdessen mitbegründeten Organisation «One happy Family» (OHF), das sich in der Nähe vom Camp Moira befindet, leitete. Das Studium konnte noch ein bisschen länger warten. «In Moria herrscht ein durchgehendes Chaos. Die Organisation ist schlecht, besonders seit Mitte 2017, als die Hauptverantwor­ tung an den griechischen Staat überging», sagt Fabian Bracher. Es gibt zuwenig Unterkünfte, Decken, Windeln, Babynahrung. Auch keine Würde. Dafür Angst, Hoffnungslosigkeit, Krank­ heit, Kälte, Prostitution und Korruption. Rund 70 Geflüchtete als Helfer Mit dem Communitiy Center können Fabian Bracher und sein Team den notleidenden Personen helfen. Es bietet den geflüchteten Menschen etwas Normalität. Aber auch die Möglichkeit zu arbeiten und sich auszu­ tauschen. Derzeit sind rund 70 Geflüchtete als freiwil­ lige Helfer im Projekt integriert. Der Ort der Gemeinschaft beinhaltet unter anderem ein Café, eine Küche mit 700 Mahlzeiten pro Tag, eine Schule, eine Radiostation, eine Bibliothek, einen Kinderspielplatz oder eine Schreinerei. OHF arbeitet «mit» statt ein­ fach nur «für» die Bedürftigen. Moira ist zur humanitären Katastrophe hinter Gittern geworden. Wo die Politik versagt, springen Private wie Fabian Bracher und sein Burgdorfer Verein ein. «Die Bürokratie ist träge, die Entscheidungswege sind lang», betont er, ohne jedoch zu resignieren. Die Organisation Médecins sans frontières (MSF) hat sich aus Protest gegen die Menschenrechtsverletzungen aus dem Camp zurückgezogen und eine Klinik ausser­ halb eröffnet. Dies sei ein wichtiger Schritt: «Wer im Camp arbeitet unterstützt das menschenrechtsver­ letzende System und trägt damit dazu bei, dass es sich nicht verbessert. Helfen kann man auch von ausserhalb.» Kleine und grössere Zuwendungen Unter diesen schwierigen Umständen gab es vorerst auch für Fabian Bracher kein Zurück in die Schweiz. Bis jetzt, da er sein Studium – zumindest vorüberge­ hend – fortsetzen möchte. Von hier aus arbeitet er weiterhin für OHF, indem er koordiniert und die vielen kleinen privaten Spenden und grösseren Zuwendun­ gen von Institutionen, Kirchen und Gemein­ den organisiert. Zum Weitermachen benö­ tigt der Verein nämlich gegen 30'000 Franken pro Monat. Fabian Bracher informiert und berichtet über Erleb­ nisse, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. «Ich bin Realist, gebe aber dennoch die Hoffnung nicht auf.» Nicht die Hoffnungslosigkeit und das Grauen haben ihn desillusioniert, sondern die Politik. Dagegen wol­ len er und seine Mitstreiter ankämpfen. «Es kann nicht sein, dass eine kleine, private Organisation wie wir eine so grosse Verantwortung wahrnehmen muss.»  Fabian Bracher Benefiz-Streetsoccer Wer mehr über den Burgdorfer Verein One happy Family erfahren möchte, hat am Samstag, 30. Juni 2018 Gelegenheit dazu. Dann organisiert OHF ein Streetsoccer-Turnier im Sinne einer Benefizveranstaltung. Nähere Informationen folgen in Kürze auf der Website der Organisation. www.ohf-lesvos.org lle von Lesbos Der Burgdorfer Fabian Bracher in seiner Heimat und im Community Center von OHF auf Lesbos, wo er sich mit Schauspieler und Sänger Sean Maguire unterhält.

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