Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2022

27 Bürgerlichen waren spätestens seit dem Generalstreik von 1918 nicht gut aufeinander zu sprechen. Also eher schlechte Voraussetzungen für ein Projekt, welches das Engagement der ganzen Bevölkerung bräuchte. Franz Della Casa gelang es, die Burgdorfer Genossen vom Mitwirken zu überzeugen. Überhaupt stellte sich bald eine breite Euphorie ein, so dass «tout Berthoud» mitmachte. Alle Vereine, vorab Gesangs- und Turnvereine, die Stadtmusik, der Orchesterverein und viele mehr waren dabei, so dass es tatsächlich gelang die rund 400 Mitwirkenden zu mobilisieren. Drei Aufführungen – 15’000 Zuschauer Nach vielen Monaten der Vorbereitung und der Proben in Turnhallen war es am 13. August 1922 so weit: Die erste von drei Aufführungen ging bei bestem Wetter mobilisierte Die Tribüne bot 2’000 nummerierte Sitzplätze. Dazu gab es günstigere Rasenplätze und vor vollen Zuschauerrängen über die Bühne. Dabei darf man sich die Aufführung nicht so sehr als ein durch Dialoge und strikte Handlung geprägtes Schauspiel vorstellen. «Wallensteins Lager» ist vielmehr ein quirliges, lebendiges Bild, welches das Zusammentreffen der Landbevölkerung mit dem zusammengewürfelten Heer des Feldherrn Albrecht vonWallenstein vermittelt. Die schiere Menge an Personen, deren Vielfalt und die imposante Kulisse sind wichtiger Teil der Aufführung. Da wird gelacht, gesungen, diskutiert, gegessen und getrunken. Die eigentlichen Hauptpersonen der Wallenstein-Trilogie treten selbst kaum in Erscheinung. Am Schluss der Aufführung strömte das Publikum zurück Richtung Stadt. Und die Akteure formierten sich zu einem Umzug, der quasi der Solätte-Route folgend auf der Schützenmatte endete. Alle zehn Jahre geplant «Wallensteins Lager» sollte nach dem Willen der Initianten alle 10 Jahre stattfinden. Die Aufführung von 1932 war denn auch praktisch identisch: Rund 500 Mitwirkende am selben Standort und unter gleicher Regie. Einzig die Eintrittspreise hatten sich leicht verändert. Während 1922 ein Sitzplatz ersten Ranges 5 Franken kostete, waren es 10 Jahre später deren Fr. 5.50. Einen Rasenplatz gab es für Fr. 1.65. 1942, während des 2. Weltkriegs, hatte man andere Sorgen, und eine Aufführung war unmöglich. Seither ist es still geworden im Wallenstein-Täli. Doch wer weiss: Vielleicht lassen theaterbegeisterte Burgdorferinnen und Burgdorfer die Geschichte von Wallensteins Lager irgendwann wieder aufleben. 2022 wäre ein passendes Datum, um damit zu beginnen. Und wer weiss; vielleicht findet ja 2032 wieder ein imposantes Freilichttheater «made in Burgdorf» statt. Das idyllische Wallenstein Täli wäre auch heute noch eine fantastische Kulisse

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