Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2022

7 Mega-Projekt Hochwasserschutz Luterbach In Oberburg und Burgdorf ist es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder zu Überflutungen, verursacht durch die Wassermassen des Chrouchtalbach und des Luterbach, gekommen. Zusammen münden die beiden Gewässer in den Dorfbach, welcher der Oberburgstrasse entlang und danach durch das Burgdorfer Schlossmattquartier fliesst. Bei den Unwettern 1987 und 2000 hat sich diese Konstellation als relevante Gefahrenquelle für die betroffenen Siedlungsgebiete entpuppt. Es entstanden Schäden im zweistelligen Millionenbereich. Als Teil eines umfassenden Hochwasserschutzkonzeptes wurde nun im Luterbachtal ein Rückhaltebecken mit einem fast 12 Meter hohen Erddamm gebaut. Dieses verhindert die verheerenden Auswirkungen von Unwettern im Dorf vorne und insbesondere auch in Burgdorf. Zur Realisierung der Talsperre musste die Luterbachstrasse auf einer Länge von rund 700 Metern verlegt werden. Zur Kompensation des künstlichen Eingriffs in das Ökosystem des Tals wurden weite Teile des Luterbachs renaturiert. Das Projekt, von dem alle Gemeinden talabwärts stark profitieren, wurde im vergangenen Herbst nach drei Jahren Bauzeit weitgehend abgeschlossen und kostete insgesamt rund 14,8 Mio. Franken. Ein Grossteil der Kosten wird vom Bund und vom Kanton Bern getragen. Rund 2 Mio. Franken müssen die Gemeinde und die Schwellenkooperation Oberburg selbst aufbringen. Durch Burgdorf und Oberburg fliessen nicht nur gemeinsame Bäche sondern auch gewaltige Verkehrsströme. Und diese machen den Oberburger Behörden, den Politikern aber vor allem auch der Bevölkerung am allermeisten zu schaffen… «Wir wünschen uns, dass Burgdorf als Stadt im Emmental bei seiner eigenen Planung und bei regionalen Fragen auch die Bedürfnisse der umliegenden Gemeinden versteht und berücksichtigt.» Werner Kobel, Gemeinderatspräsident Hoffen auf die Umfahrung ImBauernkrieg von 1653 rückten die Oberburger Schulter an Schulter mit den Emmentaler Bauern gegen Burgdorf vor. Ihr Aufstand richtete sich gegen die Berner Obrigkeit, die mit ihren Vögten die Landbevölkerung des Emmentals beutelten. Burgdorf stand auf der Seite Berns und zog deshalb den Zorn der Nachbarn auf sich. Zur Schlacht kam es nicht. Stattdessen liessen die Berner kurz darauf den Oberburger Gemeindeamman Christian Winistorf enthaupten. Meinungsverschiedenheiten werden heutzutage glücklicherweise nicht mehr so martialisch ausgetragen. Trotzdem schaut Oberburg dem kommenden Entscheid des bernischen Grossen Rates zur Realisierung der Umfahrung Oberburgs mit einer gewissen Anspannung entgegen. «Wir brauchen die Umfahrung, denn die heutige Verkehrssituation macht unser Dorf kaputt», sagt Werner Kobel in aller Deutlichkeit. «Wir bemühen uns sehr, eine attraktive und lebenswerte Gemeinde zu bleiben. Unser neu erarbeitetes Leitbild stellt genau diese Bemühungen ins Zentrum unserer Politik. Mit der heute herrschenden Verkehrsbelastung ist dies aber wirklich nur schwer umzusetzen», ergänzt Franco Digirolamo. Denn: Wer wolle schon in ein Dorf ziehen, das von Lärm, Gestank und Stau durch täglich über 18’000 Fahrzeugen auf seiner Ortsdurchfahrt geplagt ist. Und der Nutzen für das ganze Emmental liege auf der Hand. Wenn der ständige Stau wegfalle, verbessere sich die Mobilitätssituation für die gesamte Region. Über die Notwendigkeit dieser Umfahrung gehen in Burgdorf selbst die Meinungen auseinander. Tatsache ist aber, dass die Mobilitätsbedürfnisse in einer weiträumigen ländlichen Gemeinde anders sind als in einer urbanen, dichtbesiedelten Gegend. Während man in Burgdorf für den täglichen Einkauf, den Arbeitsweg nach Bern oder den Besuch des Sportclubs vielleicht problemlos auf ein Auto verzichten kann, ist man in weiten Teilen Oberburgs halt eben noch darauf angewiesen. Das ist für jemanden, der in einem perfekt erschlossenen Wohnquartier in Zentrumsnähe wohnt vielleicht etwas schwer nachzuvollziehen. Für die Menschen, die weit abseits der nächsten Bushaltestelle und in hügeligem Gebiet wohnen jedoch die Realität des Lebens auf dem Land. Hochwasserschutz: Die neue Talsperre im Luterbachtal

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