Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 03 - Herbst 2022

30 «Funktionierendes Dauergespräch» Grundlage für die Arbeit der beiden Künstlerinnen ist meistens die Recherche. Das Forschungsfeld ist dabei die unmittelbare Umgebung. Etwa, wenn sie bei einem Biobauern das saisonale Wurzelgemüse unter die Lupe nehmen oder, wie eingangs beschrieben, gemeinsam über Feld und Flur gehen, um Materialien aus der Natur einzusammeln. In der Regel arbeiten sie während zwei Tagen pro Woche gemeinsam im Burgdorfer Atelier; manchmal aber auch mehrere Wochen am Stück. Daneben gibt es Dinge, die jede für sich alleine tut. Als «funktionierendes Dauergespräch» benennen sie ihr Schaffen; ein ständiger Austausch über das, was beide umtreibt: Umweltfragen, Politik, ökonomische sowie soziale Gegebenheiten oder auch die Ungewissheit der Zukunft. So entstehen die zahlreichen Ideen im Kollektiv Baum/Jakob auch auf einer philosophischen Ebene. Es ist hinlänglich bekannt, dass nicht alle einen Zugang zur Kunst oder zumindest nicht denselben Blick für und auf Kunstwerke haben. Ebensowenig hat sie für die Schaffenden dieselbe Bedeutung wie für die Betrachtenden. Und so betont denn auch Ursula Jakob die Wichtigkeit der Offenheit in Bezug auf die Interpretation der Werke. «Wir möchten mit unserem Schaffen ausdrücken, was uns wichtig ist, sind aber nicht belehrend.» Durch die dokumentarische, forschende Herangehensweise und die vielen Montagen von mit unterschiedlichen Methoden geschaffenen Objekten und Bildern entsteht im Schaffen eine multiperspektivische, vielstimmige Sichtweise. So werden durch Vielfalt und Technik die verschiedenen Bedeutungsebenen erfahrbar gemacht. Die Interpretation liegt dann in den Augen der Betrachtenden. Werkbuch verdeutlicht Herangehensweise Einen recht tiefen Einblick in das Schaffen und in die Methodik des multimedialen Gespanns Baum/Jakob erlaubt das Werkbuch «Blumenlese», welches aus einemmehrjährigen Projekt im Jahr 2017 entstanden ist. Darin enthalten sind auch Abbildungen von Pflanzen in unterschiedlichen Techniken, teils in Originalgrösse. Der Rechercheansatz im Werk der beiden Künstlerinnen wird durch die Wiedergabe von Interviews (unter anderemmit einem Tulpenzüchter in den Niederlanden), Fotos sowie durch die Gegenüberstellung und Überlagerung von Bild- und Textfragmenten deutlich. Das Künstlerbuch zeigt in einer eindrücklichen Vielfalt die unterschiedlichen Perspektiven auf die Zusammensetzung, Darstellung und Produktion von Blumen. www.baumjakob.ch Die Natur steht vielfach im Zentrum des künstlerischen Schaffens von Baum/Jakob, so auch die Trockenheit der vergangenen Sommermonate.

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