Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 02 - Sommer 2023

4 Geografisch sind Kirchberg und Burgdorf eng verwoben. Wer in der «Wangele» am Gyrisberg wohnt, hat eine Burgdorfer Adresse und die Kinder gehen in Burgdorf zur Schule. Genau genommen leben sie aber auf Kirchberger Gemeindegebiet. Ansonsten geht Kirchberg als Schrittmacher der Dörfer an der unteren Emme in vielen Belangen eigene Wege. In früheren Jahrhunderten gab es auch schon mal handfeste Rivalitäten zwischen Kirchberg und Burgdorf. So etwa, als es im 17. Jahrhundert um den Ausbau der Hauptstrasse von Bern Richtung Aargau ging. Burgdorf kämpfte um die Streckenführung durch die Stadt und über die Wynigenbrücke, während Kirchberg sich für den Neubau seiner Emmenbrücke stark machte, um einen geeigneten Emmeübergang für den Transport von «Kaufmannsgütern» bieten zu können. Bern entschied sich für die Variante über Kirchberg und stellte damit die damals etwas selbstgefällige, von feudalen Strukturen geprägte Stadt Burgdorf ins Abseits des überregionalen Handels. Ausschlaggebend war wohl nicht nur die gradlinigere Streckenführung, sondern auch das damals noch enorm steile Gefälle zwischen Oberstadt und Unterstadt, das besonders im Winter die Strecke für Fuhrwerke schier unpassierbar machte. Kirchberg dagegen profitierte stark vom Anschluss an die wichtigste West-Ost Strassenverbindung. Das ländliche Gewerbe entwickelte sich weiter und die ersten Fabrikbetriebe wurden nicht zuletzt wegen der hervorragenden verkehrlichen Anbindung in Kirchberg gegründet. Als ab der Mitte des 19. Jahrhunderts der Eisenbahnbau in der Schweiz vorangetrieben wurde, wollte es Burgdorf unbedingt vermeiden, erneut übergangen zu werden. Die von der Centralbahn vorgesehene Strecke zwischen Bern und Olten sollte nämlich aus topografischen Gründen ebenfalls über Kirchberg statt Burgdorf führen. Die Bahnlinie über Burgdorf hätte aus Sicht der Gutachter erhebliche Mehrkosten zur Folge, namentlich wegen des rund 500 Meter langen Tunnels, der durch den Gyrisberg gebaut werden musste. Doch trotz dieser etwas misslichen Ausgangslage setzten sich die Burgdorfer zum Leidwesen der Kirchberger durch. Industrieller Aufschwung Kirchberg bekam später dann doch seinen Bahnanschluss an der Strecke Solothurn - Burgdorf - Langnau. Diese Anbindung verlieh dem Dorf einen weiteren starken Impuls für einen wirtschaftlichen Aufschwung, der bis in die heutige Zeit anhält. Insbesondere die seit dem 18. Jahrhundert wachsende Burgdorf und seine Nachbarn Kirchberg. Zentrum an der

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