Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2018

6 Stadt MAGAZIN Vor wenigen Wochen starteten die handfesten Bau- arbeiten im Schloss Burgdorf. Als erstes werden jene Abbrucharbeiten gemacht, die aus Sicht von Denkmalpflege und Archäologie besonders heikel und damit auch besonders interessant sind. Denn niemand weiss so recht, was sich hinter manchen Mauern und Decken und unter den in mehreren Schichten verlegten Böden verbirgt. Landläufig könnte man ja meinen, dass das Schloss Burgdorf bis in den hintersten Winkel «erforscht» und bekannt ist. Doch dem ist nicht so. Bereits vor einem Jahr wurden bei Sondierungsarbeiten für den Umbau im Schiltensaal sensationelle Wand- und Deckenma­ lereien aus dem 17. Jahrhundert entdeckt. Es handelt sich dabei um sogenannte Grisaille-Male­ reien, eine monochrome Dekorationsmalerei, die ausschliesslich in Grau, Weiss und Schwarz ausge­ führt wurde. Sie stammt aus einer Gesamterneue­ rung des Saals in den Jahren 1686 bzw. 1690. Bis anhin waren sie hinter der Täferung aus dem 18. Jahrhundert verborgen. Der Fund gleicht einer Sen­ sation, denn die freigelegten Wandmalereien blieben hinter dem Täfer in praktisch unversehrtem Zustand erhalten. Dies führte in der Folge dazu, dass die zu­ künftige Nutzung des Schiltensaals neu überdacht wurde. Er soll nun restauriert werden und als Trau­ zimmer und historischer Bestandteil des Museums dienen. Ursprünglich waren hier in der Planung spe­ zielle Gruppenzimmer für die Jugendherberge vor­ gesehen. Das vielschichtige Schloss Überhaupt muss man sich viele Teile des Schlosses wie eine Schichtung von Wand- und Deckenverklei­ dungen sowie Bodenbelägen vorstellen. Im Verlauf der Jahrhunderte restaurierte und gestaltete jeder Schlossherr «sein Schloss» ein bisschen nach seinem eigenen Gusto, nach seinen individuellen Bedürfnis­ sen und nicht zuletzt nach der herrschenden Mode. Da wurden Wände vor Wände gebaut, Böden auf Böden gelegt, Decken unter Decken gehängt. Mit der ursprünglichen Bausubstanz wurde derweil recht unzimperlich umgegangen. Und es gab auch schon in früheren Zeiten massive Eingriffe, die man durchaus mit einer teilweisen Umnutzung, wie sie auch heute im Gange ist, vergleichen kann. So wurden beispielsweise bereits im 16. Jahrhundert sehr grosse, offene Säle in mehrere Stockwerke und zahl­ reiche Einzelräume unterteilt und damit vollständig umgenutzt. Das später entstandene Kornhaus wurde zum Gefängnis umfunktioniert. Umnutzung Schloss Burgdorf Was verbirgt sich hinter den

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