Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2018

7 Schon x-fach umgenutzt und umgebaut Im Verlauf der Jahrhunderte sah das Schloss Burg­ dorf zahlreiche Herrschaften, Schultheissen und Statthalter. Am Anfang standen die Zähringer, die das Schloss als leuchtend rote Burg auf den Schlossfelsen bauten. Ein Zei­ chen der Macht und Herrschaft über das Umland. Es bestand lediglich aus den Bauten Bergfried, Palas und Halle. Alles andere kam erst später dazu. Dafür strahlte das Schloss durch seine Backsteine in leuchten­ dem Rot. «Eine zu damaliger Zeit einzigartige Bau­ weise», sagt Armand Baeriswyl, Mittelalterarchäologe beim Archäologischen Dienst des Kantons Bern. Ihm sei ausser der Strassburger Stadtmauer kein ver­ gleichbarer Bau im deutschsprachigen Raum bekannt, denn zu jener Zeit war Backstein als Baumaterial in unserer Region noch gar nicht in Gebrauch. Nach den Zähringern kamen die Neu-Kyburger, und nach deren völliger Verschuldung und Niederlage im Burgdorferkrieg die siegreichen Berner. Damit fing die Umbauerei so richtig an. Rund 90 Berner Schulthei­ ssen residierten im Verlauf der Jahrhunderte bis 1798 als entsandte Vertreter der Obrigkeit auf Schloss Burgdorf. Sie stammten aus wohlhabenden Berner Familien und waren eine Art «Polit-Profis». Jeder blieb ein paar Jahre und nutzte, renovierte oder res­ taurierte im Schloss während seiner Amtszeit nach eigenem Gutdünken und gemäss seinen jeweiligen fi­ nanziellen Möglichkeiten. Diese waren natürlich direkt von der wirtschaftli­ chen Situation der ganzen Region ab­ hängig. Denn die Schultheissen lebten von den Abgaben der Bevölkerung an die Obrigkeit. Wenn es der Bevölkerung gut ging, verdiente auch der Schult­ heiss gut. Umgekehrt liessen wirtschaftliche Krisen, die es auch damals schon gab, die finanziellen Mög­ lichkeiten des Schultheissen und damit seine Investiti­ onsfreudigkeit schrumpfen. Denn er musste unabhängig von seinen Steuereinnahmen regelmässig festgesetzte Beträge nach Bern abliefern. Abbruch mit Fingerspitzengefühl In der jetzigen Umbauphase, wo eben Böden und Wände bestimmter Bereiche in aller Ruhe vorgängig entfernt werden sollen, besteht deshalb durchaus die Chance, dass man auf kunsthistorisch oder archäolo­ gisch wertvolle «Funde» stösst. Im langgezogenen «Archäologische Arbeit gleicht dem Prinzip der Crèmeschnitte. Wir legen Schicht um Schicht frei und durchlaufen so die Geschichte.» (Armand Baeriswyl) Wänden? Im perfekt erhaltenen Rittersaal kann man die originale Bausubstanz mit den roten Backsteinen bestaunen.

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