Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2018

8 Stadt MAGAZIN Ein Projekt mit rollender Planung Dass die Schloss-Umnutzung kein 0815-Projekt ist, weiss keiner so gut wie Mike Wüthrich. Der Architekt des Ateliers G+S Architekten und Planer AG ist seit April 2016 Projektleiter beim Schloss und kennt des­ sen Labyrinth aus Räumen, Gängen und Treppen mitt­ lerweile in- und auswendig. Gerade die jetzige Projektphase sei sehr in­ tensiv, sagt er. Es laufen die Submissionen und Ver­ handlungen mit Dutzenden involvierten Unternehmen, das Baugesuch wird im De­ tail ausgearbeitet, und die allfälligen «Entdeckungen» können dazu führen, dass das Raumkonzept nochmals überarbeitet werden muss. So geschehen, als die erwähnten Wand- und Deckenmalereien im Schiltensaal gefunden wurden. Wild gezogene Leitungen und schädliche Baustoffe. Alles muss raus! Bevor mit den eigentlichen Abbrucharbeiten begon­ nen werden kann, müssen die teilweise abenteuerlich verlegten Leitungen und Installationen für Strom und Wasser demontiert werden. Auch da wurde in den vergangenen Jahrzehnten ziemlich wild und chaotisch ein- und umgebaut. Dies alles muss komplett entfernt werden, weil es den Ansprüchen der neuen Schloss­ nutzung natürlich in keiner Weise gerecht wird. Eine unerfreuliche Altlast sind die Schadstoffe, die insbesondere bei Baumaterialien der 1970er Jahre relativ unbekümmert zum Einsatz kamen. Asbest und Schwermetalle gelten seit längerem als gesundheits­ gefährdend und müssen nun fachmännisch und recht aufwändig entfernt werden. Nach der Demontage der Installationen wird deshalb eine umfassende Schad­ stoff-Sanierung durchgeführt, bevor mit den eigentli­ chen Abbrucharbeiten begonnen werden kann. Die Bausünden der Neuzeit Überhaupt waren die 1930er, 1950er und 1970er Jahre aus kulturhistorischer Sicht schwierig. «In jenen Zei­ ten des vergangenen Jahrhunderts war das gesell­ schaftliche Verständnis von historischem Erbe ganz anders», erläutert Armand Baeriswyl. Altes galt ledig- «Das ganze Bauprojekt ist eine Gratwanderung zwischen Bewahrung der historischen Bausubstanz und neuer Nutzung.»  (Mike Wüthrich) sogenannten Kornhaus werden alle Innenwände und der gesamte Untergrund entfernt. Hier wird künftig der gemeinsame Empfangsbereich von Jugi und Mu­ seum sowie der Gastronomiebetrieb untergebracht. «Für den Neuaufbau der offenen Raumstruktur und der Statik werden wir tief ins Erdreich, voraussichtlich bis auf den Felsen runter graben», sagt Mike Wüth­ rich, Projektleiter des Umbaus. Was dabei zum Vorschein kommt, wisse man schlichtweg nicht. Gut möglich, dass Überreste alter Bausubstanzen ge­ funden werden oder archäologisch inte­ ressante Spuren aus früheren Zeiten. «Im besten Fall stossen wir auf mittelal­ terliche Keller, die in den Schlossfelsen gehauen sind» sagt Armand Baeriswyl. Dies wäre ein sehr spektakulärer Fund, aber nicht der wahrscheinlichste. Ob solche Überreste dann auch erhalten bleiben könnten oder einfach nur dokumen­ tiert und dann «überbaut» würden, lässt sich vorgän­ gig gar nicht entscheiden. Vielleicht komme aber auch einfach nichts zum Vorschein, sagt Armand Bae­ riswyl. Die Bautätigkeit über die Jahrhunderte sei zu wenig genau dokumentiert, als dass man eine einiger­ massen verlässliche Prognose machen könnte. Jedenfalls müssen sämtliche Arbeiten in dieser Phase mit grossem Fingerspitzengefühl und in ständiger Ab­ sprache mit den Spezialisten aus Denkmalpflege und Archäologie durchgeführt werden. Dies ist für alle be­ teiligten Unternehmen aber auch für die terminliche Koordination des Projektes eine besondere Heraus­ forderung. Mike Wüthrich im Dachstock des Palas, einem seiner Lieblingsräume auf Schloss Burgdorf

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