Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 03 - Herbst 2022

8 kurrenz bei der Autobahn schwindende Kundschaft und grosse Umsatzverluste. Für die Standortgemeinde Lyssach hingegen bedeutet die ShoppingMeile weit ab vom unberührten Dorfkern einen finanziellen Segen: Lyssach weist von allen Gemeinden im Verwaltungskreis Emmental den höchsten Steuerertrag pro Kopf auf. «Unsere privilegierte Situation haben wir den grossen Betrieben an der Shopping-Meile und im Schachen zu verdanken», betont Andreas Eggimann, amtierender Gemeindepräsident von Lyssach. «Nebst Kirchberg sind wir deshalb auch die einzige Emmentaler Gemeinde, die in den kantonalen Finanzausgleich zur Unterstützung anderer Gemeinden einzahlt und nicht bezieht», ergänzt er. Doch die Abhängigkeit von der berühmten Meile habe auch seine Tücken. Die vielen komplexen Verträge mit den Unternehmen und die fast ständig anfallenden Gesuche binden viele Ressourcen in der Gemeindeverwaltung. Und natürlich müsse man sich in Zeiten des wachsenden Online-Handels auch darüber Gedanken machen, dass physische Verkaufsflächen in absehbarer Zukunft stark schrumpfen könnten, weil der Handel zunehmend im Internet abgewickelt wird. Das intakte Dorfleben fördern Daneben stellen sich der Gemeinde durchaus ähnliche Herausforderungen, wie den meisten anderen kleinen Emmentaler Dörfern: Pflege eines intakten Dorflebens, Förderung der zahlreichen Vereine, die wie überall auch hier Nachwuchsprobleme haben, und natürlich die Frage des Wohn- und Schulraums. Diesbezüglich hat sich die Lyssacher Bevölkerung in einer entsprechenden Abstimmung kürzlich dafür ausgesprochen, keine zusätzlichen grossen Wohnüberbauungen entstehen zu lassen. Die Gemeinde ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich aber sehr moderat gewachsen und hat sich dafür entschieden, den ländlich geprägten Dorfcharakter mit überschaubaren Siedlungen rundherum zu bewahren. Zusätzlicher Wohnraum wird allenfalls durch vereinzelte Verdichtungen geschaffen. Aber die viel gepriesene Urbanisierung ist in Lyssach kein Thema. Demgegenüber geht man in der Schulraumplanung geradezu vorbildlich und offensiv voran: In Lyssach wurde der Schulraum vor Jahren rechtzeitig vergrössert und in einer 10-Jahresplanung kontinuierlich weiterentwickelt. Dazu gehören auch Solarstromanlagen auf den Dächern der Schulhäuser. Im Rahmen des Gemeindeverbands Kirchberg, zu dem insgesamt sieben Gemeinden gehören, wird die zentralisierte Organisation der Oberstufe weiter ausgebaut. Unter dem Titel «Campus25» entwickelt der Gemeindeverband eine gemeinsame mittel- und langfristige Schulraumplanung am Standort Kirchberg. «Wir sind Emmentaler» «In Lyssach fühlt man sich durchaus dem Emmental zugehörig und verbunden», sagt Andreas Eggimann. Auch wenn weite Teile des Gemeindegebiets den Übergang ins flache Berner Mittelland markieren. Weil die Lyssacherinnen und Lyssacher imDorf nicht mehr alle Produkte des täglichen Bedarfs finden, orientieren sie sich zum Einkaufen auch nach Kirchberg oder teilweise nach Burgdorf. Besonders das nahe, vielfältige kulturelle und gastronomische Angebot Burgdorfs ist ein wichtiger Bestandteil der Lebensqualität und wird geschätzt. Ebenso Einrichtungen wie die Musikschule oder die Eishalle, an deren Finanzierung sich die Gemeinde gutnachbarschaftlich beteiligt hat. «In Lyssach sind wir uns bewusst, dass unsere Situation vergleichsweise komfortabel ist. Wir haben ganz einfach Glück gehabt, dass die Fachmarktmeile auf unserem Gemeindegebiet realisiert wurde.» Andreas Eggimann, Gemeindepräsident Andreas Eggimann Gemeindepräsident

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