Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 03 - Herbst 2022

7 Bevorzugte Lage von Strasse und Bahn Schon früh erwies sich die geografische Lage Lyssachs als grosser Vorteil für die verkehrliche Erschliessung. Als der Kanton Bern im frühen 18. Jahrhundert seine grosse Strassenbauoffensive lancierte, wurde entschieden, dass die grosszügig ausgelegte Hauptstrasse von Bern Richtung Aargau nicht über Burgdorf, sondern über Kirchberg und damit am nordwestlichen Rand von Lyssach entlang führen solle. Ähnlich verhielt es sich mit der damals aufkommenden Eisenbahn. Während viele Dörfer ins Abseits gerieten, erhielt Lyssach auf Druck des damaligen Gemeinderates den Anschluss an die Bahnlinie. Der Abschnitt zwischen Bern und Herzogenbuchsee wurde bereits im Jahr 1857 eröffnet und man erreichte von der Centralbahn die Zusage, dass alle Züge in Lyssach halten würden. Der Bahnanschluss bescherte Lyssach einen moderaten aber unerhört wichtigen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Industrialisierung streifte die Gemeinde zumindest und schuf zudem in den Nachbarsgemeinden gewerbliche und industrielle Arbeitsplätze, von denen auch die Lyssacher profitieren konnten. Doch so richtig in wirtschaftlichen Schwung kam Lyssach erst 100 Jahre später, als die Autobahn kam. berühmten Meile Die Autobahn veränderte alles Die Nachkriegszeiten waren hart für Lyssach. Man bemühte sich einige Industrie- und Gewerbebetriebe ins Dorf zu holen, um Arbeitsplätze zu schaffen und mit mehr Steuereinnahmen den dringend benötigten Ausbau der Infrastruktur zu finanzieren. Diese Bemühungen blieben praktisch erfolglos, trotz Inseraten in der NZZ und im «Bund». Nachdem jedoch die Linienführung der Autobahn N1 Bern-Zürich feststand, wurde der Lyssacher Gemeinderat in den 1960er Jahren geradezu überhäuft mit Anfragen für ein Stück Industriebauland. Da waren Baufirmen wie Losinger und Astrada, die SBB, die Thuner Selve AG, die Olo Marzipanfabrik und viele weitere Interessenten. Selbst die Volvo-Werke fragten für ihren Schweizer Stammsitz um Industriebauland an. Noch bevor das Jahrzehnt zu Ende ging, waren an der Bernstrasse und im Schachen zwei grosse Industriezonen entstanden, die in der folgenden Revision der Ortsplanung entsprechend ausgeschieden wurden. Die Steuereinnahmen stiegen markant, und die für die Attraktivität der Gemeinde notwendigen Infrastrukturarbeiten konnten nunmehr angepackt werden. Während die Bevölkerungszahl zwischen 1880 und 1940 bei rund 700 praktisch stagniert hatte, wuchs sie in den Jahren bis 1990 auf rund 1‘400 an. Dann kamen die Schweden Als 1996 der schwedische Möbelriese IKEA auf der dafür eingezonten Fläche entlang der Autobahn sein 20‘000 m2 grosses Zentrum eröffnete, schnellte die Zahl der Arbeitsstellen in der Standortgemeinde Lyssach auf einen Schlag kräftig nach oben. Weitere Fachmärkte folgten dem Möbelhaus, so dass wegen der Verkehrssituation an der Meile die Autobahnzufahrt angepasst werden musste. Die Burgdorfer Fachgeschäfte waren ob dieser kräftigen Entwicklung der Shopping-Meile nicht sonderlich begeistert und befürchteten wegen der riesigen KonDer Autobahnabschnitt bei Lyssach im Bau, 1962 In den 1960er Jahren wurde der Bau der Nationalstrasse N1 Zürich -Bern - Lausanne intensiv vorangetrieben. Das Teilstück Schönbühl-Koppigen mit dem Anschluss Kirchberg gehörte zu den schon früh realisierten Streckenabschnitten.

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