Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2023

21 Die Burgdorfer Gasthausbrauerei unter der fachlichenLeitung von Braumeister Oliver Honsel hat sich zum Handfeste-Jubiläum Gedanken zu einem passenden Bier gemacht. Und obschon ein Gebräu im Stile des mittelalterlichen Brauchtums nahe gelegen wäre, geht der seit Mitte Februar im Kornhaus gekochte Sud in eine andere Richtung: «Klar könnten wir etwas Ausgefallenes kreieren», so Oliver Honsel schmunzelnd. «Aber wir haben uns beim Ausdruck ‘Handfeste’ auf den Teil ‘Fest’ konzentriert.» Und so entsteht bis zum Anstich am 25. März ein malzbetontes Festbier, das dank seiner Süffigkeit für den breiten Geschmack zugänglich sein dürfte. Der Begriff Festbier leitet sich ab von den sogenannten Oktoberfest- und Märzenbieren und deutet unter anderem auf den Monat des Brauens beziehungsweise den Zeitpunkt des Ausschankes hin. «Es wird ein bernsteinfarbenes Märzenbier, eher zurückhaltend in Sachen Bitterkeit und gebraut mit Gerste aus der Region», betont Oliver Honsel. Dieses soll den gebührenden «flüssigen Rahmen» für die Feierlichkeiten zum 750-Jahr-Jubiläum der Handfeste bilden. Oliver Honsel ist der dritte Braumeister in Diensten des 1999 aus der Taufe gehobenen Burgdorfer Biers. Der aus Mannheim stammende Brauer und Mälzer hat an der Technischen Uni in München sein Studium als Diplombraumeister abgeschlossen und konnte ab 2011 in Burgdorf die neue Brauerei im Kornhaus mitplanen und mitgestalten. «Das ist etwas, das einem Brauer wohl höchstens einmal im Leben zuteilwird.», betont er. Durch den Neubau vor gut zehn Jahren wurde die Kapazität der Brauerei auf rund 10'000 Hektoliter jährlich praktisch verdoppelt. Und so entstehen übers Jahr neben den angestammten Sorten Helles, Aemme und Weizen regelmässig saisonale Spezialitäten – wie eben auch das demnächst erhältliche Handfeste-Bier. Trotz Technik immer noch ein Handwerk Die heutige Herstellung von Bier hat – ausser den Grundzutaten wie Getreidemalz, Hefe und Wasser – nicht mehr viel mit dem Brauhandwerk im Mittelalter gemein. Im Kornhaus verläuft der Brauvorgang technisch unterstützt und in recht hohemMasse automatisiert. Die grundlegenden Abläufe in der Bierproduktion sind indes identischmit jenen von früher. «Trotz all der Vorzüge einer modernen Anlage ist die Braukunst nach wie vor ein Handwerk mit einem hohen Bezug zum Endprodukt», betont Oliver Honsel. Er betrachtet die Automatisierung vielmehr als Unterstützung seiner Arbeit. Und sie birgt durchaus auch Nachteile, denn je höher technisiert ein Herstellungsprozess ist, desto mehr kann kaputtgehen. Deshalb gehören auch Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten zum Arbeitsalltag in einer modernen Brauerei. Kreiert werden die von Oliver Honsel und seinem Team (darunter auch eine Brauerin) hergestellten Biere fast ausschliesslich im Kopf. «Danach geht’s gleich in die Vollen», ohne einen Testlauf. Trotzdem wird im Gegensatz zu den Anfängen des Bierbrauens nichts dem Zufall überlassen. Denn schliesslich kennt der erfahrene Braumeister das Zusammenspiel der unterschiedlichen Malze, Hopfen und Hefen. Und so darf man gespannt sein auf die aktuelle Burgdorfer Kreation zum Handfeste-Jubiläum. «Klar hätten wir ein Getränk im mittelalterlichen Stil kreieren können. Es sollte aber ein Bier entstehen, das einen breiten Geschmack trifft.» Oliver Honsel, Braumeister die Handfeste Braumeister Oliver Honsel sorgt für das passende Bier zum Handfeste-Jubiläum. Anders als im Mittelalter (rechts) kann er auf modernste Produktionsmittel zurückgreifen.

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