Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2023

22 Zu Zeiten der Handfeste war es in Burgdorfs Gassen nachts finster. Das Leben in den mittelalterlichen Städten richtete sich nach der natürlichen Lichtverhältnissen. Bestenfalls gab es vor manchen Häusern abends eine Laterne, deren Schein aber eher als Positionslicht diente. Wer hingegen nachts die Strasse betrat, musste eine Fackel oder eine Laterne bei sich tragen, um nicht in den Verdacht krimineller Absichten zu geraten. Um das Jahr 1273 zählte Burgdorf wohl etwa 500 Einwohnerinnen und Einwohner. Das Stadtgebiet war noch sehr überschaubar und umfasste hauptsächlich die Häuserzeilen an der heutigen Schmiedengasse, dem Kirchbühl und der Hohengasse bzw. Teilen der Rütschelengasse. Die Stadterweiterung rund um die Mühlegasse und die Metzgergasse ausserhalb der ursprünglichen Stadtmauer in der heutigen Unterstadt war wohl noch nicht vollendet. Mit dem Sonnenuntergang schlossen die angesehenen und von der Stadt gut bezahlten Torwächter zum Schutz der Stadtbevölkerung die Stadttore. Denn in der mittelalterlichen Vorstellung war die dunkle Nacht die Zeit der Unsicherheit, das Reich der bösen Mächte, ja sogar ein Symbol des Todes. In der endlosen Finsternis vermutete man Hexen, Werwölfe und allerlei Unheimliches vor dem man sich zu schützen suchte. Man misstraute nachtaktiven Tieren und glaubte, dass sie Verkünder des Todes seien. Auch realere Bedrohungen, wie Diebe, Aussätzige, heimatlose Bettler oder aufständische Bauern, die ausserhalb der Stadtmauern lauerten, machten die Nacht gefährlich. So mussten Reisende, die zu spät ankamen, nicht selten vor den Toren auf den Tagesanbruch warten, bevor sie Einlass erhielten. Erste öffentliche Beleuchtung in Paris Die Nächte blieben noch viele Jahrhunderte unerleuchtet. Bis weit ins 17. Jahrhundert hinein hätte eine Nachtaufnahme aus dem Weltraum einen weitgehend dunklen Planeten gezeigt. Erst nach und nach und mit dem Wachsen der urbanen Zentren spendeten vereinzelte Strassenlaternen ein bisschen Licht. Als erste europäische und damals grösste Stadt des Kontinents führte Paris 1667 eine nächtliche Strassenbeleuchtung ein. Im Schein der Laternen fühlten sich die Bürgerinnen und Bürger geschützt und genossen den erleuchteten Heimweg nach dem Besuch der Oper oder des Theaters. Andere Grossstädte folgten dem Beispiel der aufstrebenden französischen Metropole. Und zur Mitte des 18. Altstadtbeleuchtung Damals finster – später grel

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