Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2023

28 Für Artiol (15), Vian (13) und Daris (16) bedeutet Freiheit, dass sie ihrer kulturellen Identität und den damit verbundenen Werten Ausdruck geben können. Sie wollen lieber nicht von den Regeln einer Regierung bevormundet werden. Aber trotzdem soll man nicht einfach alles machen dürfen, was man will. Einige der persönlichen Freiheiten, die heutzutage diskutiert werden, finden sie schon ziemlich unnatürlich und übertrieben. Mit dem Begriff der Freiheit verbindet die 12-jährige Elena spezielle Momente in der Natur. Wenn sie beispielsweise nach einem langen Aufstieg auf einem Berg steht und den Blick über die Landschaft schweifen lassen kann. Weil sie sich ein Zimmer mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester teilt, kennt sie aber auch die Grenzen der Freiheit und den Sinn von Regeln. «Wenn die Regeln nicht eingehalten werden, gibt‘s Stress», sagt sie. «Ich fühle mich frei, wenn ich kreativ sein kann und in meinem Zimmer eine ganze Welt aus Lego bauen kann.» Serafin (12) Elena (12) empfindet Freiheit in der Natur hin zu mehr Freiheit. Die Handfeste schuf den Stadtbürgern einen Spielraum für Markt, Handel und Gewerbe. Dies führte letztendlich zu einem erstarkten Bürgertummit Einfluss auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Burgdorfs. Die Jugend als gesellschaftliche Kraft und besondere Lebensphase hatte indes noch viele Jahrhunderte lang keine Bedeutung. Solange die Menschen keine oder nur sehr geringe Mitspracherechte zur Gestaltung der Gesellschaft hatten, waren Themen rund um individuelle Freiheit und Entfaltung der eigenen Persönlichkeit kaum vorhanden. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts wurde «Jugend» so aufgefasst, wie wir es heute verstehen, nämlich als Entwicklungsprozess und Selbstfindungsphase zwischen Kindheit und Erwachsensein. Die damaligen gesellschaftlichen Veränderungen ermöglichten erst das Ausleben dieser Entwicklungsphase und das Entstehen einer eigenen «Jugendkultur». Treibend dafür waren die wirtschaftlich aufstrebenden Städte mit ihrem Angebot an Arbeitsplätzen. Mit dem Zuzug der Jugendlichen veränderten sich die Lebensformen in den Städten. Es entstanden neue freiere Formen des Zusammenlebens und eine Freizeitkultur, während auf dem Land weiterhin traditionelle Werte galten. Dies wiederum förderte die Anziehungskraft des urbanen Lebensraums auf die ländliche Jugend. Fernab von ihrem Elternhaus und den starren Dorfstrukturen erkannten sie in den Städten mehr Möglichkeiten zur Selbstbestimmung und Mitwirkung. Nebst dieser Landjugend emanzipierte sich aber auch die Arbeiterjugend und die bürgerliche Jugend. Dies nicht eben zumWohlgefallen der Erwachsenenwelt. Jugend bekam mehr und mehr eine rebellische Stimme, die sich in die Geschicke der Gesellschaft einzumischen versuchte und die Autorität der Erwachsenen lautstark hinterfragte. Die Freiheit zur Gestaltung des Lebens Die Generation zwischen Kindheit und Erwachsenenalter verfügt seit dem vergangenen Jahrhundert über immer grössere Freiräume und individuelle Freiheiten. Neben dem Willen zur Eigengestaltung dieser Freiräume, wuchs auch die Freiheit, gesamtgesellschaftliche Aspekte aus jugendlicher Sicht zu kritisieren. So entstanden einige sich stark von den Erwachsenen abgrenzende Protestbewegungen und Subkulturen, die heute als politische Kraft weitgehend akzeptiert werden und in den vergangenen Jahrzehnten manche Veränderung angestossen haben. Aktuell ist es die «Klimajugend», die der etablierten Politik die Augen zu öffnen versucht.

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