27 schenden ein feudales Leben führen. Die Kehrseite war jedoch, dass auf den adligen Sprösslingen immer die Last lag, die Interessen der Familien in Zukunft wahrnehmen zu müssen. Eine unbekümmerte Kindheit und Jugend blieb ihnen meist versagt. Vielmehr wurden die Kinder dazu erzogen und darin ausgebildet, sich «standesgemäss» zu verhalten. Entfaltung War man der Sohn eines angesehenen Handwerkers, stand einer handwerklichen beruflichen Ausbildung nichts imWege. Zur Zeit der Handfeste etablierte sich das Handwerk in den Städten zu einer selbständigen Berufsgattung, die das Leben auch in Burgdorf stark prägten. Die Ausbildung stand nur Knaben offen und kostete Lehrgeld. Die Lehrjungen erhielten dafür Verpflegung und Unterkunft und natürlich die handwerkliche Ausbildung vom Lehrling über den Gesellen bis zum Meister. Für Mädchen hingegen waren solche «Karrieren» vollkommen unerreichbar. Sie wurden zuhause auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereitet, als häusliche Arbeitskraft betrachtet und möglichst früh, oftmals schon mit 12 bis 14 Jahren, standesgemäss verheiratet. Gehörte man zu einem niederen Stand oder war gar standeslos, konnte man sich anstrengen und bemühen so sehr man wollte: Der Aufstieg in einen höheren Stand, der etwas mehr Freiheit oder gar Bildung geboten hätte, war vor 750 Jahren nahezu ausgeschlossen. Jugend ist eine Errungenschaft der Moderne Auch wenn die in der Handfeste verbrieften Rechte und Regelungen weiten Teilen der Bevölkerung und erst recht den Kindern keine unmittelbaren Vorteile brachten, markiert sie doch den Beginn einer Entwicklung Aufgrund eines im Sommer 2021 von Jugendlichen eingereichten Jugendantrags gibt es heute in Burgdorf mehrere legale GraffitiWände, die rege benutzt werden. Julian, Serafin und Carlo geniessen es, ihre Freizeit frei gestalten zu können. «Ich habe viele Freiheiten, vor allem in der Freizeit. Darum kann ich auch gut akzeptieren, dass es Dinge gibt, die ich einfach noch nicht machen darf.» Julian (12)
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=