Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2023

8 Ganz unscheinbar, in einem dreiteiligen Holzkasten aufgehängt, wird das Handfeste-Original von 1273 zusammen mit späteren Versionen im Burgerarchiv aufbewahrt. Im Rahmen der 750-Jahre Jubiläumsfeier wird die Urkunde nun für die breite Bevölkerung sichtbar gemacht. Die Handfeste wird ab dem 26. März 2023 in der Stadtbibliothek ausgestellt. Eine bescheidene Holzkiste in Form eines Triptychons ist seit 1975 die schützende Hülle der ältesten erhaltenen Burgdorfer Handfeste. Sie befindet sich im Magazin des Burgerarchivs, in dem Temperatur und Luftfeuchtigkeit so reguliert sind, dass die zahllosen alten und uralten Dokumente keinen Schaden nehmen. Kein Wunder ist beim Hantieren mit der 750-jährigen Handfeste grösste Vorsicht geboten. Die drei erstaunlich grossen Pergamentseiten sind mit einem umgelegten Rand und der roten Seidenschnur des auffälligen Siegels von Graf Eberhard zusammengehalten. Das 65 mm grosse Siegel besteht aus rotem Wachs und zeigt die für die Habsburger typischen Symbole wie den Ritter und den aufsteigenden Löwen mit einem Kamm aus Federn. Mehrseitige Dokumentemit einemUmbug zu verbinden war damals durchaus üblich. Und weil es nicht ratsam ist, diesen Bug einfach so aufzufalten, umdie drei Bogen voneinander zu lösen, wurde bisher meistens nur die erste Seite der Handfeste gezeigt oder fotografiert. «Das Auseinanderfalten der Bogen ist sehr heikel», erläutert Luzia Fleischlin, die als Archivarin des Burgerarchivs die Lagerung und Aufbereitung für die Ausstellung mitverantwortet. Die Gefahr, dass das Dokument im Falz brechen könnte, sei beträchtlich. Um gefaltetes Pergament wie die Kalbshaut unserer Handfeste flach zu legen, sind fachkundige Methoden von Restauratoren notwendig. Wechselnder Aufenthaltsort Die Spuren auf den Pergamentbogen weisen darauf hin, dass die Handfeste früher nicht offen, sondern vertikal gefaltet und gerollt gelagert wurde. Auch die Verschmutzung auf der Rückseite der letzten Seite deutet auf eine gerollte Lagerung in vergangenen Zeiten hin. Ob die Handfeste einmal in der noch heute in der Burgerkanzlei stehenden Urkundentruhe gelagert wurde, ist ungewiss. Bis 1622 wurden die wichtigsten Unterlagen der Stadt jedenfalls feuersicher in der oberen Sakristei an der Südseite des Kirchenchors aufbewahrt. Danach in der Kanzlei, welche unterkellert und mit zwei Archivgewölben mit Archivschränken ausgestattet wurde. Eine schwere Eisentür verschloss diese Drei wichtige Pergamentbogen Erleben Sie die Handfeste

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