Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2023

9 Räume, was auf die Kostbarkeit des Inhalts schliessen lässt. Mit der stetigen Zunahme der anfallenden Verwaltungsunterlagen wurde im 18. Jahrhundert eine erneute externe Lagerung in der oberen Sakristei notwendig, dies obwohl das Archivgewölbe in der Kanzlei 1785 ausgebaut wurde. Seit den späten 1950er Jahren ist das Archiv in der ehemaligen Waschküche des Waisenhauses an der Bernstrasse 5 untergebracht. Darüber, wie und an wen die Handfeste 1273 konkret übergeben wurde, kann man nur spekulieren. Es ist anzunehmen, dass Graf Eberhard und dessen Gattin Anna von Kyburg den Vertretern der Stadt, also dem im Original eingesetzten Schultheiss und den 12 Räten, die Urkunde feierlich übergeben haben. Vermutlich war aus diesem Anlass die ganze Bürgergemeinde versammelt. Eine Dokumentation dieser Übergabe ist allerdings nicht vorhanden. Die Handfeste ist in gutem Zustand Die Handfeste, welche vom 29. September 1273 datiert und in lateinischer Sprache verfasst wurde, ist grundsätzlich in sehr gutem Zustand. Das Pergament, das für wichtige, offizielle Urkunden damals als Schreibstoff verwendet wurde, übersteht die Jahrhunderte meistens besser als Papier, das man ursprünglich aus alten Textilien hergestellt hat. «Alte Papierdokumente sind wesentlich aufwändiger zu archivieren und brauchen in der Regel auch mehr Restaurationseingriffe als Pergament», erläutert Luzia Fleischlin. Im Vergleich zu Papier ist Pergament resistenter gegen Risse und sonstige mechanische Einflüsse. Einzig die rasche Veränderung der relativen Luftfeuchtigkeit oder starke, kurzfristigeTemperaturschwankungen müssen unbedingt vermieden werden. Ab 26. März in der Stadtbibliothek zu sehen Im Rahmen des Jubiläumsjahres wird die Handfeste in einer eigens dafür vorgesehenen Vitrine öffentlich ausgestellt. Die Ausstellung in der Stadtbibliothek wird am Sonntag, 26. März 2023, um 11.00 Uhr mit einer Vernissage eröffnet. Dort wird unter anderem auch der Mittelalter-Forscher Prof. Dr. Rainer Schwinges sprechen und die Bedeutung der Handfeste für die Stadt Burgdorf erläutern. Vorsichtig holt Luzia Fleischlin, die Archivarin des Burgerarchivs, die Handfeste aus dem hölzernen Triptychon. Die rote Seidenschnur des Siegels von Eberhard I. hält die drei Pergamentseiten zusammen.

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