Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2023

24 Hanf, Hirse und Hafer, Leinen und Linsen, Mohn und Lupinen: Alte Kulturpflanzen, die schon im Mittelalter in unserer Region angebaut wurden, später fast vergessen gingen, kehren heute zurück auf unsere Felder und als Superfood auf unsere Teller. Zur Zeit der Handfeste war die Landwirtschaft der wichtigste Wirtschaftszweig. Das enorme Bevölkerungswachstum im 12. und 13. Jahrhundert führte zu einer stetigen Ausbreitung der landwirtschaftlichen Flächen. Gleichzeitig wurden die bestehenden Felder besser genutzt, dies unter anderem durch die Einführung der Dreifelderwirtschaft: Während das eine Feld brach lag, wurde auf dem zweiten die so genannte «Sommerfrucht», zum Beispiel Hafer oder Hirse oder Gemüsepflanzen wie Erbsen, Bohnen und Linsen, angebaut. Auf dem Winterfruchtfeld wurden – je nach Beschaffenheit des Bodens Roggen, Weizen, Dinkel oder Gerste angepflanzt. Kein Korn gleicht dem anderen Getreide ist lagerfähig. Und dies ermöglichte es, Vorräte anzulegen und die Versorgung mit den Grundnahrungsmitteln Brei und Brot zu planen und im besten Fall sicherzustellen. Einkorn, Emmer, Hirse, Gerste, Dinkel, sowie Roggen und Hafer waren die wichtigsten Getreidesorten des Mittelalters. Doch während zum Beispiel imWallis der winterharte Roggen gedieh, wurde in unserer Region der Dinkel zum wichtigsten Getreide. Man unterschied zwei Verwendungen: Wurde er vor der Reife, also noch grün geerntet, wurde er zu Grünkern getrocknet. Der reife Dinkel hingegen liess sich zu Mehl verarbeiten, wenn auch mit grossem Aufwand, da das Korn erst «entspelzt» werden musste und nicht – wie beim Weizen – in einem Durchgang gemahlen werden konnte. Zum Dinkel kamen Gerste, Hafer, Hirse, alle drei Sommergetreide mit unterschiedlichen Eigenschaften: Hafer enthält besonders viel Protein und Fett. Er war daher nicht nur für die menschliche Ernährung wichtig, sondern diente auch als Viehfutter, zum Beispiel für die Pferde. Hirse, deren Mehl zu wenig Kleber hat und sich deshalb nicht zur Herstellung von Brot eignet, machte im Mittelalter vor allem als Zutat für «Brei» eine grosse Karriere. Der nährstoffreiche Hirsebrei wurde zum Massennahrungsmittel und galt als Armenspeise. Flowerpower Auch Mohn, eine der ältesten Kulturpflanzen überhaupt, wurde im Mittelalter in der Schweiz angebaut. Genutzt wurden die Mohnsamen direkt zum Anrei- Samstagsmärkte Plattform für alte Kulturpf

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